RESUMÉE EINES EHEMANNES
Liebe Veronika
Es ist mir ein Bedürfnis, Dir diese Nachricht zu schreiben. Es sind zwei Punkte, die ich nach dem Lesen Deines Buches LIEBESLUST und dem Verfolgen Deines Blogs beschreiben möchte. Doch vorerst etwas zu meiner Person. Ich bin 50 Jahre alt und seit nunmehr 18 Jahren verheiratet. Vorher waren wir beide geschieden, und es gibt „deine, meine und unsere Kinder“ – wie wir immer sagen. Ich bin aktiv in einer Kirchgemeinde und aus der Scheidungsvorgeschichte möchte ich meine Lehren ziehen, und die Fehler von damals nicht erneut wiederholen. Ich schreibe in erster Linie aus meiner Sicht als (Ehe)mann.
Seit einigen Jahren habe ich verschiedene Bücher gelesen, die sich mit erfüllender Partnerschaft, Sexualität und auch Orgasmusproblemen beschäftigen. Darunter waren die Zurhorsts, Barry Long und David Schnarch. Bei all den oftmals einleuchtenden Gedanken und Theorien blieb für mich immer die Frage, ob das, was da geschrieben steht, auch unter christlichem Aspekt – auf Basis der Bibel – Bestand hat und richtig ist. Beispielsweise das Thema „Differenzierung“ (Schnarch). In Deinem Buch und Deinem Blog hast Du mir die Verbindung zum Plan GOTTES für die Ehe eröffnet und mich damit ein ganzes Stück von meinen Bedenken geheilt. Dafür den ersten herzlichen Dank !
Zum Zweiten danke ich Dir für Dein Modell der Liebe „Von oben nach unten“ und „Von unten nach oben“. Ich habe mich seit vielen Jahren irgendwie schlecht gefühlt, dass ich auf der Suche nach der Antwort auf die Frage „Was ist eigentlich Liebe?“ immer wieder über meine sexuellen Wünsche gestolpert bin – die ja in diesem Kontext öffentlich kaum kommuniziert werden. Aber es ist auch der Sex, warum ich geheiratet habe – nicht nur romantische Gefühle!
Nach Kenntnis Deines Modells bin ich da wie erlöst, und es eröffnen sich ganz neue Horizonte. Ich kann für mich jetzt die „Nahrungsquellen für meine "Lust von unten nach oben" benennen und auch dazu stehen! Die "Sprachen der Liebe" "von oben nach unten" kennen viele, aber für die andere Richtung habe ich sowas noch nicht so gelesen (ausser bei Schnarch vielleicht). Das Bemerkenswerteste daran ist für mich: Als ich Dein Modell meiner Frau vorgestellt habe, fand Sie die Gleichwertigkeit der beiden Teile der Liebe einleuchtend und hat da zugestimmt! Ich hatte Ihr im Vorfeld Dein Buch geschenkt und ich sehe bereits jetzt spürbare Verbesserungen in unserem Eheleben!
Weiterhin werde ich Deinen Blog verfolgen und bin schon sehr gespannt. Folgende Themen haben mich da besonders angesprochen und ich stimme voll zu:
Ilan Stephani – die Nähe der Vagina beruhigt Mann: Männer können ihre Frau nicht erreichen, was sie empfänglich für alles mögliche „Kritische“ macht.
Thema Selbstbefriedigung (in der Ehe): Geheimnisse in der Ehe (bzw. Privatsphäre) – Selbstverantwortung, sich um sich zu kümmern, ohne den anderen zu verletzen – „Ich will das gar nicht wissen“.
Bitte mache weiter so, denn Du kannst beitragen, dass die Welt noch besser wird!
Danke!
Ich wünsche Dir Gottes Segen für Dich und Deine Arbeit und verbleibe mit herzlichen Grüssen
Bastian
FRAU IN DER PORNOFALLE
Liebe Veronika
Erst einmal vielen Dank für Deinen BLOG und die Arbeit, die Du hier machst! Es macht einfach viel Spass, so positiv über Sexualität zu lesen.
Ich habe schon lange Zeit ein grosses Problem mit Pornografie. Ich bin sehr jung hineingerutscht, und mit der Zeit hat es sich, gepaart mit exzessiver Selbstbefriedigung, zur Sucht entwickelt. Das macht mich sehr traurig, weil mir immer mehr auffällt, wie sehr ich dadurch mein sexuelles Empfinden und auch mein Verlangen im Kopf kaputt gemacht habe. Meine Sexualität war von Beginn weg an Pornos gebunden.
Ich tue mittleiweile aktiv etwas gegen meine Sucht und schaffe das auch immer besser. Ich habe meine Methoden gefunden, wie ich keine Pornos mehr schaue, und der Gedanke an die Clips erregt mich immer weniger. Aber meine Lust "umzupolen" auf Berührung und ganz natürliche Phantasien, das schaffe ich bis jetzt noch nicht, deswegen schreibe ich Dir.
Von Deinem Blog habe ich total viel gelernt über Lust und sexuelles Empfinden, aber halt mehr nur in der Theorie. Im Alltag ist meine Lust quasi nicht vorhanden. Wenn ich mich berühre, erregt mich das fast gar nicht, weil ich sonst immer mit Druck masturbiert habe. Deswegen will ich Dich um Hilfe dabei bitten. Ich will endlich eine gesunde und erfüllte Sexualität haben, in der ich mich selber spüre und die ich lustvoll empfinde. Was kann ich tun?
Ganz lieber Gruss und vielen Dank. Lore, 18 Jahre
Liebe Lore
Kennst Du mein neues Buch ALLTAGSLUST? Daraus könntest Du einiges lernen, um mehr in Deinen Körper zu kommen. Dass Du Erregung nicht gut spürst, hat nicht nur mit Deiner Porno-Vergangenheit zu tun, sondern schlicht und einfach mit der Art und Weise, wie Du gelernt hast, Dich zu befriedigen. Nämlich mit ganz hohem Druck, hoher Körperspannung und mechanischer Reibung, vermutlich an einer bestimmten Stelle bleibend - den Kopf dabei in einem Film und nicht im Körper selbst. Diese Art der Erregung kann zwar sehr effizient sein, aber eben nicht sehr genussvoll. Du und Dein Körper vertrauten jahrelang darauf, dass die erotischen Bilder, gepaart mit dem hohen Druck und der mechanischen Reibung, Dich zum Orgasmus bringen. Doch je mehr der Körper seine Muskeln spannt, desto weniger können Du und Dein Körper effektiv spüren, was auch die Fantasien entsprechend prägt. Dass Deine inneren Bilder noch nicht dem entsprechen, was Du Dir wünschst, sollte Dich erstmal nicht kümmern. Deine Bilder werden sich verändern, indem Du mehr mit Deinem Körper spürst und dich dabei mehr wahrnimmst.
Wenn Du in der Erregung eine hohe Körperspannung erzeugst, wird das Blut aus Deinem Beckenbereich weggepresst. Doch die Blutzirkulation brauchen wir für die Wärme und damit die bessere Wahrnehmung in den Genitalien. Wenn Du zudem den Atem anhältst oder nur im oberen Brustbereich atmest, verlierst Du den Kontakt zu Deinem Beckenbereich, deinen Genitalien und damit die Erregung. Du solltest mit Deinem Körper in die Bewegung kommen, in nur kleine Beckenbewegungen, den Körper räkeln, gepaart mit dem Atem, den Du bewusst aus dem Bauch heraus ausatmest. Auf diese Weise wirst Du auch automatisch wieder in den Bauch einatmen. Damit kann Dein Blut im ganzen Körper zirkulieren, Du nimmst viel mehr wahr, spürst die Erregung besser.
Du kannst so lernen, ganz gezielt mit Beckenbewegungen die Erregung zu steigern. Gleichzeitig berührst Du Dich aussen an der Vulva (und wahlweise am ganzen Körper) und auch innen in der Vagina, ohne viel Druck, mit entsprechender Atmung. Und kommst schliesslich so zum Orgasmus. Bei der Erregungssteigerung wird zwar auch auf diese Weise Muskelspannung entstehen, aber mehr eine wechselseitige An- und Entspannung. Denn ganz ohne Kraft können wir nicht zum Orgasmus kommen. Berühre Deinen Körper auch, ohne dass es sexuell werden muss. Lege beispielsweise Deine Hände auf die Vulva und den Vagina-Eingang beim Einschlafen. Räkle und berühre Deine nackte Haut vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen usw.
Dieses Umlernen braucht etwas Zeit. Es ist alles beschrieben im Buch ALLTAGSLUST. Ich würde Dir raten, vor allem auch die „15-Minuten-Übung“ zu praktizieren und die Anleitung zum „ausgedehnten Orgasmus“ zu beachten. Und dann – üben, üben, üben, ohne Stress, sondern mit Genuss – habe ein bisschen Geduld mit Dir – und sei lieb zu Dir!
Du wirst so sehr in der Wahrnehmung des Körpers sein, dass die Bilder vorerst gar keinen Platz haben und brauchen. Später kannst Du Deiner Fantasie wieder freien Lauf lassen. Diese wird sich Durch Deine veränderte Körperwahrnehmung und der Wahrnehmung von Dir selbst als einer sinnlichen Frau ebenfalls verändern.
Ich hoffe, dass hilft Dir vorerst weiter und motiviert Dich, dran zu bleiben und Dich nicht entmutigen zu lassen.
Herzlich - Veronika
Der Weg zum Orgasmus ist ein Krampf
Liebe Veronika
Ich kann zwar einen Orgasmus haben, doch irgendetwas in mir sagt, dass da noch viel mehr geht. Ich komme zum Orgasmus, wenn mich mein Mann mit der Zunge unten stimuliert - und ich meine Bauchmuskeln sehr anspanne. Der Weg zum Orgasmus ist für mich anstrengend, auch wenn sich die Anstrengung auszahlt - kurz aber sehr schön. Ich habe das Gefühl, ich muss den Höhepunkt mit viel Kraft tief aus mir herauskitzeln? Geht das auch mit weniger Muskelanstrengung?
Danke sehr für Deine Antwort und Hilfe - wir lesen gerade gemeinsam(!) Dein Buch Liebeslust (uns gegenseitig vor). Das tut uns gut - sozusagen einen Dritten zu Wort kommen zu lassen und unbefangen laut darüber zu lesen.
Herzliche Grüße, Samantha, 31 Jahre
Liebe Samantha
Wir Menschen eignen uns im Laufe der sexuellen Entwicklung unterschiedliche Formen der sexuellen Erregungssteigerung an. Das Sexualkonzept SEXOCORPOREL unterteilt diese in vier Grundmodi:
Modus 1 – mit Druck (der archaische Modus)
In diesem Modus wird die Erregung über Anspannung und Druck gesteigert. Viele Frauen (etwa 1/3) kommen in diesem Modus zum Orgasmus. Sie bewegen sich dabei kaum, sondern üben meist nur Druck auf die Geschlechtsregion aus. Oft liegen sie dabei auf dem Bauch und halten die Beine übereinandergeschlagen. Einige Frauen kommen auf diese Weise effizient zum Orgasmus, doch andere erleben nur ein ganz kurzes „anderes“ Gefühl. Denn die hohe Körperspannung verhindert, dass sich die Erregung im ganzen Körper verteilen kann, was den Orgasmus nicht sonderlich genussvoll macht. Auch in der Paarsexualität macht dieser Modus Schwierigkeiten, weil da Bewegungen und Muskelspiel (u.a. des Beckenbodens) gefragt sind.
Modus 2 – mit Reibung (der mechanische Modus)
In diesem Modus wird das Geschlechtsteil durch mechanische Reibung bis zum Orgasmus erregt. Generell ist Reibung der am weitesten verbreitete Modus der Erregungssteigerung bei allen Menschen, aber vor allem bei den Männern. Auch hier kann die Muskelspannung hoch sein. Abgesehen von der Hand wird bei dieser Erregungsvariante ebenfalls wenig bewegt. Oft wird in diesem Modus mit dem Älterwerden durch immer intensiveres Reiben (und extremeren pornografischen Reizen) versucht, die schwindende Erektion zu halten. Auch in diesem Modus wird das volle Erregungs- und Wahrnehmungspotenzial nicht ausgeschöpft.
Modus 3 – mit fliessenden Bewegungen (der ondulierende Modus)
In diesem Modus kommen weiche fliessende Bewegungen zur Anwendung mit wenig Spannung. Vor allem Frauen versetzen sich so in einen genussvollen Zustand. Dadurch werden zwar viele Wahrnehmungen geweckt, der Körper sensibilisiert und in angenehme Erregung versetzt, aber oft gelingt es nicht, auf diese Weise zum Orgasmus zu kommen. Denn es fehlt die nötige Kanalisation für die Erregungssteigerung bis zum Point-of-no-return. Solche Menschen spüren zwar hohe Erregung, aber sie können sie nicht auf den Punkt bringen.
Modus 4 – die Doppelschaukel (der wellenförmige Modus)
Diesen Modus sollten wir anstreben. Er lässt gezielte und lockere Bewegungen sich abwechseln, variiert zwischen schnellerem und langsamerem Tempo, und benützt bewusst den Atem für die Erregungssteigerung. Es ist ein Spiel mit Muskeltonus, Tempo und Raum (Bewegungsweite), das die Erregung durch den ganzen Körper strömen lassen kann. Mit konzentrierten rhythmischen kleinen Beckenbewegungen (Beckenschaukel)und mit differenziertem Muskelspiel des Beckenbodens wird die Erregung gesteigert, angehalten, wieder gesteigert, bis sie schliesslich den Point-of-no-return überschreitet. So entsteht die perfekte Mischung aus Diffusion und Kanalisierung, sowohl im Unter- wie auch im Oberkörper (doppelte Schaukel).
Selbstverständlich gibt es alle möglichen Kombinationen der Erregungsmodi. Aber es kann helfen, sich darüber im Klaren zu werden, auf welche Weise man sich hauptsächlich erregt. In Deinem Fall ist es sicher der Druckmodus. Ich rate Dir, Deinen Körper nicht primär anzuspannen, wenn Dich Dein Mann im Genitalbereich stimuliert, sondern in Bewegung zu kommen mit Deinem Becken, und dabei den Atem auszustossen und wieder tief in den Bauch strömen zu lassen. In meinem Buch, das Ihr lest, wird Dir das erklärt. So wirst Du mehr spüren, mehr Lust empfinden, diese besser im Körper verteilen und gezielt steigern können.
Probiere Berührungen an Deinem Körper, Deinem Genital aussen und innen und Bewegungen auch mit Dir selbst aus, damit Du in deinen eigenen Empfindungen zuverlässiger wirst. Mit Hilfe meines neuen Buchs „ALLTAGSLUST – ganz entspannt zum guten Sex“, das am 1. August 2017 erscheinen wird, kannst Du einen genussvollen und ausgedehnten Orgasmus erlernen.
Herzliche Grüsse - Veronika
Endlich habe ich einen supertollen Freund – und nun bin ich völlig in Panik, weil ich ihn sexuell nicht begehre
Liebe Veronika
Vor 10 Jahren bekehrte ich mich und war seitdem Single, da ich mir unbedingt einen christlichen Partner wünschte, aber auch kein "weltlicher" potentieller Mann in dieser Zeit in meinem Leben auftauchte. Nun lernte ich über ein christliches Portal einen Freund (30 Jahre) kennen. Dies ist der feinste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich hatte vor meiner Bekehrung viele kurzzeitige verletzende Beziehungen.
Aber nun hat mich völlig die Panik gepackt, weil ich feststellen muss, dass mich mein Freund sexuell nicht anzieht. Ich bin wirklich verzweifelt, da ich ihn so toll finde, wir so viel lachen, ich ihm absolut vertrauen kann, wir dieselben Hobbies teilen, viel unterwegs sind usw. Da ja in den Gemeinden nur über Sex als „Verbot von Sex vor der Ehe“ gesprochen wird, habe ich mich nun 10 Jahre damit beschäftigt, wie ich es schaffe, ohne Geschlechtsverkehr in die Ehe zu gehen. Jetzt stelle ich völlig entsetzt fest, dass das gar nicht mein Problem ist. Keine meiner Freundinnen hat so etwas erlebt. Für meinen Freund ist es ein harter Schlag, denn er empfindet ganz anders.
Ich will ihn nicht verlassen, möchte aber auch nicht zu denen gehören, die sich nach ein paar Jahren eingestehen müssen, sämtliche Warnzeichen ignoriert zu haben. Hast Du mir bitte irgendwelche Gedanken zu meinem Dilemma? Es ist heutzutage so schwer, jemanden wie ihn zu finden... ein autonom denkender Christ. Vielleicht noch was zu meiner Vergangenheit... Mein Vater hat meiner Mutter stets ihre sexuelle Unlust vorgeworfen und sie als frigide bezeichnet.
Ich wäre Dir für eine Antwort sehr dankbar, da ich echt nicht weiss, was ich tun soll.
Ganz liebe Grüße, Klara, 33 Jahre
Liebe Klara
Deine Situation bringt selbst mich ins Schwitzen. So gerne würde ich Dir sagen wollen, hey, so einen tollen Mann findest Du nicht wieder – Sex ist nicht das Wichtigste im Leben. Denn Du hast vollkommen Recht, gute christliche Männer gibt es nicht wie Sand am Meer. Andererseits bin ich natürlich genau mit denjenigen Menschen konfrontiert, zu denen Du in ein paar Jahren nicht gehören willst. Die ohne sexuelles Begehren geheiratet haben, in der Hoffnung, das werde sich dann schon einstellen – hat es aber nicht. Auf jeden Fall nicht von selbst.
Bist Du wenigstens verliebt? Es gibt nämlich das sexuelle Begehren und das Liebesbegehren. Beides kann ohne das andere vorhanden sein. Liebesbegehren äussert sich in der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und man verspürt ein Bedürfnis nach verliebter Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung, ohne jedoch genitale Erregung zu spüren. Sexuelles Begehren stellt sich in der Vorstellung ein, mit sich selbst oder mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Das hat eine erregende Wirkung und löste den Erregungsreflex im Geschlecht aus. Doch wenn Du bei Dir weder das eine noch das andere findest, würde ich schon sehr genau hinsehen.
Um sexuell zu begehren, braucht es ein Minimum an sexueller Anziehung für die andere Person. Einen besten Freund sollte man nicht zwingend heiraten, auch wenn der Liebste idealerweise natürlich bester Freund sein sollte, aber eben mit Benefits von sexuellem und Liebesbegehren. Normalerweise merkt man schon beim Küssen und all den Vorstufen von Sex, ob man sich körperlich anzieht oder nicht. Darum finde ich es schlimm, wenn gesagt wird, dass man auch mit Zärtlichkeiten vor der Ehe warten sollte. Ich muss den andern begehren können. Wenn ich den anderen gerne rieche, schmecke, wenn er mich gerne halten kann, wenn Schmusen und Küssen schön sind, dann geht auch der Sex.
Vielleicht bist Du ja verliebt und magst ihn wirklich sehr. Dann würde ich Eurer Beziehung eine Chance geben, sofern Du Dich in der Zwischenzeit mit Deiner Sexualität aktiv auseinandersetzt. Mein Buch LIEBESLUST aber auch das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL oder MAKE LOVE helfen Dir dabei, sofern Du nicht nur liest, sondern auch anwendest und übst. Um sexuell zu begehren braucht es nicht nur die Anziehung des Liebespartners, sondern auch eine Erotisierung von Dir selbst und Deinem Geschlecht. Du solltest Dich selbst in Erregung und Dein eigenes Geschlecht lustvoll finden, mal ganz unabhängig von der anderen Person. Wenn dem nicht so ist, braucht es Übung durch Berührungs- und Erregungserfahrungen, wodurch auch die entsprechenden Synapsen im Hirn gebildet und Wahrnehmung der Lust möglich werden.
Ihr seid zwar nicht mehr blutjung, aber doch auch noch nicht so alt, um die letzte beste Gelegenheit ergreifen zu müssen. Letzthin habe ich mich mit zwei Freunden über genau dieses Dilemma unterhalten. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, auch wir Christen, in der Verlieben offenbar sehr schwierig geworden ist. Verlieben, aber auch Binden. Der eine plädierte für wieder mehr Vernunftehen, weil schnell geschlossene Liebesheiraten in seinem Umfeld offenbar oft scheitern. Der andere vertrat die Meinung, und dazu tendiere auch ich, dass man doch mindestens ein bisschen oder wenigstens in der ersten Zeit verliebt sein sollte. Natürlich schreibe ich hier auf dem Blog, dass man lernen kann, seinen Partner zu lieben, ebenso, wie man lernen kann, sexuell zu begehren. Aber das schreibe ich an Menschen, die schon in einer Ehebeziehung sind. Doch zu einer Ehe ermutigen, wo das eine oder das andere oder sogar beides fehlt?
Vielleicht wäre eine Sexualberatung angebracht, wenn Du Sex generell nicht magst und nicht einfach nur Deinen Freund nicht sexuell anziehend findest. Ich denke, es wäre zudem nicht schlecht, mal über die Geschichte Deiner Eltern und Deine eigenen schlechten Beziehungserfahrungen zu reden. Es könnte nämlich auch sein, dass Du Dich mehr zu „Badboys“ hingezogen fühlst, die Dich zwar schlecht behandeln, aber einen gewissen sexuellen Reiz auslösen.
In diesem Fall wären ein paar grundsätzliche Gedanken zur Partnerwahl vom Paartherapeuten und Experte in Sachen Beuteschema Stefan Woinoff hilfreich. Er sagt, sein Beuteschema zu ändern sei oft schwierig. Selbst wenn man wisse, dass einem bestimmte Menschen nicht wirklich gut tun, heisse das noch lange nicht, dass einen die schädlichen Personen auf einmal nicht mehr anziehen. Ein wichtiger Schritt sei es, auch Personen eine Chance zu geben, die rational den richtigen Kriterien entsprechen, auch wenn sie nicht sofort Schmetterlinge in den Bauch zaubern. Vielleicht beginne dann die Beziehung nicht über das Hochgefühl der Verliebtheit, sondern es sei ein steter, langsamer Weg bis zur Liebe. Das wäre zwar weniger romantisch, aber langfristig erfolgreicher. Und in vielen Fällen gesünder. Flugzeuge im Bauch seien kein Gütesiegel für die wahre Liebe.
Liebe Klara, Dich entscheiden für diese Beziehung kannst letztlich nur Du. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Zeilen ein paar hilfreiche Gedankenanstösse geben.
Herzlich - Veronika
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