ON THE BASIS OF SEX: MÄNNLICH – WEIBLICH – KOMPLIZIERT
So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, männlich und weiblich schuf er sie.
Genesis 1.27
Veronika Schmidt
„Es gibt Mann und Frau – und damit basta“, sagen die Einen. Und lieben kann und darf nur ein Mann eine Frau und umgekehrt. Das nennen wir Heterosexualität und meinen die (sexuelle) Beziehung zwischen Mann und Frau, welche in den meisten Gesellschaften noch immer als „normal" gilt. In der Fortentwicklung der Menschheit hat diese Form wegen der Fortpflanzung eine große Rolle gespielt. In vielen Ländern ist es noch immer die einzige akzeptierte Form einer zwischenmenschlichen Beziehung.
Doch zu beantworten, was eine Frau ist und was ein Mann, ist gar nicht so einfach. Und ebenso komplex sind Fragen zu sexueller Identität und sexueller Anziehung beziehungsweise Orientierung. Gibt es mehr als zwei Geschlechter? Was ist gemeint mit dem dritten Geschlecht? Was haben diese Fragen mit der sexuellen Vielfalt, mit Geschlechtergerechtigkeit und Gender zu tun?
Und wenn ich mich berechtigterweise stark mache für die Akzeptanz von Menschen verschiedenster sexueller Couleur, und antrete gegen bestehende Ressentiments und Diskriminierungen, darf ich dann trotzdem gefährliche Entwicklungen der LGBTQ+ Community anprangern?
Es ist komplex. Wir sollten uns damit nüchtern, nicht polemisch und ohne Angst auseinandersetzen. Ich masse mir nicht an, den allumfassenden Durchblick zu haben. Aber ein paar Gedanken möchte ich gerne aus meiner sexologischen Sicht teilen. Doch bevor ich mich den bedenklichen Entwicklungen zuwende, braucht es ein paar grundsätzliche Unterscheidungen.
BIOLOGIE – IDENTITÄT – ANZIEHUNG ODER ORIENTIERUNG
Biologie. Wir müssen unterscheiden und auseinanderhalten. Es gilt zu unterscheiden zwischen den Ebenen „biologisch“, „Identität“ und „sexuelle Anziehung oder Orientierung“. Wir müssen festhalten – es gibt biologisch gesehen zwar nur zwei Geschlechter, aber dennoch Abweichungen. Deshalb macht eine Unterscheidung in „biologisch weiblich“, „biologisch männlich“ und „biologisch divers“ durchaus Sinn.
Identität bezeichnet, wie sehr ein Mensch sich sowohl emotional als auch sozial mit dem eigenen biologischen Geschlecht oder beispielsweise einer Uneindeutigkeit oder Zweideutigkeit des Geschlechts positiv identifizieren kann. Prägend für weiblich/männlich ist dabei nicht nur die rein biologische Ebene, sondern auch die Ebene der Hirnstruktur. Weshalb es eben auch männlich tickende Frauen und weiblich tickende Männer gibt, die in ihrer Entwicklung hormonell aber auch sozial durch die Umwelt entsprechend geprägt wurden.
Transsexuallität gehört in die Kategorie der Identität. Anders als bei Intersexualität ist das biologische Geschlecht eindeutig, aber die eigene Wahrnehmung ist eine andere. Trans Menschen oder Transgender identifizieren sich emotional und sozial mit dem Gegengeschlecht. Sie haben das Gefühl, im falschen Körper geboren worden zu sein: eine Frau, die sich wie ein Mann fühlt – ein Mann, der sich wie eine Frau fühlt. Auch diese Uneindeutigkeit sortieren wir heute manchmal unter divers ein, was aber nicht identisch ist mit dem sogenannten dritten Geschlecht der biologischen Ebene.
Anziehung oder Orientierung wiederum unterscheidet sich von Biologie und Identität dadurch, dass sie bezeichnet, wen Menschen sexuell anziehend finden, also heterosexuelle Anziehung (das andere Geschlecht), homosexuelle Anziehung (das gleiche Geschlecht) oder andere Formen der sexuellen Orientierung.
“MANN-FRAU” IST KOMPLEX
Bei der Menschwerdung muss ziemlich viel zusammenspielen, damit am Ende eindeutig Mann oder Frau resultieren. Vieles muss und kann passieren. Chromosomen, Gene und Hormone (während der Schwangerschaft im Bauch) entscheiden über die Biologie von männlich, weiblich oder Abweichungen davon. Und ebenso entscheiden sie bezüglich der Prägung einer männlichen oder weiblichen Hirnstruktur, welche wiederum nicht zwingend eindeutig mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen muss.
Zwischen Zeugung und Geburt passieren Entwicklungsphasen, die Zeitfenster öffnen für die Ausbildung gewisser Fähigkeiten, beispielsweise räumliches Sehen, also dreidimensionale Vorstellung. Bekommt in diesem Entwicklungszeitraum der Embryo männliche Hormone ab, egal ob genetisch männlich oder weiblich, wird im Aspekt „3D-Vorstellung“ das Hirn männlich gepolt. Bleiben hingegen während dieses Zeitraums die männlichen Hormone aus, egal ob der Embryo genetisch Männlein oder Weiblein ist, wird das Hirn in diesem Aspekt weiblich gepolt. Es spielen also nicht nur die Faktoren Chromosomen, Gene, Hormone eine Rolle, sondern eben auch graduelle Unterschiede (in der stufenweisen Entwicklung des Hirns). Deshalb könnte man sagen, es ist eine Lotterie, wie wir werden.
DIE ENTWICKLUNG DES SEX – DES GESCHLECHTS
Bis zur siebten Schwangerschaftswoche sind die Genitalien in der Anlage von Männlein und Weiblein gleich, unspezifisch, weder männlich noch weiblich. Männliche und weibliche Embryonen entwickeln zunächst identisch aussehende Geschlechtshöcker und -falten als Vorstufe der inneren und äusseren Geschlechtsorgane. Noch können sich diese Anlagen in die weibliche und männliche Richtung entwickeln, wobei die Entwicklung zum weiblichen Organismus die Grundform darstellt.
Für die Entwicklung eines männlichen Erscheinungsbildes sind zusätzliche genetische Informationen notwendig. Fehlen diese Informationen, entwickelt sich der Embryo automatisch zum weiblichen Organismus. In der achten Woche beginnt im Körper von Embryos mit männlicher Anlage die Produktion von männlichen Hormonen (vom Uterus ausgehend). Vera Birkenbihl nennt es „im Fichtennadelbad von Testosteron gebadet werden“.
Dadurch schließen sich die winzigen sichtbaren „Scheidenlippen“ und formen sich zur sogenannten Penisnaht, die von der Vorhaut über das Vorhautbändchen und den Hodensack bis zum Damm verläuft. Ab der zwölften Schwangerschaftswoche sind bei weiblichen und männlichen Embryos die unterschiedlichen Genitalien gut sichtbar. Wobei sie sich aus denselben „Bestandteilen“ zusammensetzen, nichts davon geht verloren. Die Schwellkörper der Klitoris der Frau beispielsweise sind praktisch identisch mit den Schwellkörpern des Penis.
SIND X (WEIBLICHES CHROMOSOM) UND Y (MÄNNLICHES CHROMOSOM) EBENBÜRTIG?
Auf dem männlichen Y sitzen 32 – 36 Gene. Auf dem weiblichen X hingegen sitzen mindestens 5000 Gene. Zum Beispiel erbt ein Junge die Intelligenz von der Mutter, ebenso wie ein Mädchen, weil die Intelligenz vom X kommt. Auf dem Y-Chromosom sitzen diejenigen Informationen, die das Männchen zum Männchen machen.
WAS KANN PASSIEREN?
Das Ei ist immer weiblich. Mit ganz wenigen Ausnahmen. Das Ei hat also ein X. Verschmilzt das Ei mit einem Spermium, welches ein X transportiert, entsteht XX, also ein Mädchen. Transportiert das Spermium ein Y, entsteht ein Junge, also XY. Bei einer seltenen dritten Variante ist im Spermium überhaupt nichts drin. Auch dieses befruchtete Ei wird ein Kind, aber mit unbestimmtem Geschlecht.
So wird ein Mann ein Mann – Chromosomen XY
Die Genetik ist männlich. In der 7. Schwangerschaftswoche wird der männliche Heranwachsende in den männlichen Hormonen, die vom Uterus kommen, gebadet (Fichtennadelbad). Wenn das geschieht, wird die Hirnarchitektur männlich angelegt. Ist die „Zugabe“ der Hormone während der Entwicklung des Hirns durchgängig männlich (theoretisch), kann ein „ganz“ männliches Gehirn entstehen.
Die inneren Geschlechtsorgane werden ebenso männlich wie die äusseren. In der Pubertät entwickelt sich der Knabe zum Mann. Das Umfeld behandelt ihn wie einen Jungen und einen Mann. Also sagen wir – das ist ein Mann geworden.
So wird eine Frau eine Frau – Chromosomen XX
Die Genetik ist weiblich. Die Entwicklung verläuft wie bei XY, nur erhält der Embryo kein Testosteron-Hormonbad. Geschieht also kein Kommando „mach es männlich“, wird es im Zweifelsfall immer weiblich. Die Hirnstruktur ist weiblich. Gibt’s keine (zufällige) Zugabe von männlichen Hormonen in der Hirnentwicklung (theoretisch), entsteht durchgängig ein ganz und gar weibliches Gehirn.
Die inneren wie die äusseren Geschlechtsorgane werden weiblich. In der Pubertät entwickelt sich das Mädchen zur Frau. Das Umfeld behandelt sie wie ein Mädchen und eine Frau. Also ist sie eine Frau geworden.
Etwa 75 Prozent der Menschen passen einigermassen
in das weiblich-männlich Schema.
Das leere Spermium – eine X-Frau
In diesem Fall ist die Genetik nicht klar. Die Hormone sind im Zweifelsfall weiblich. Da Intelligenz und alles andere vom X-Chromosom kommen, wird auch das Ei, welches mit einem leeren Spermium befruchtet wurde, ein überlebensfähiges Lebewesen. Eine X-Frau. Diese Variation nennt man TURNER-Syndrom.
Die Hirnarchitektur wird total weiblich, weil gar nichts Männliches diese beeinflussen kann. Die inneren Organe können aber nicht weiblich werden, weil sich ohne ein zweites X keine Eierstöcke bilden können. Also ist Innen nichts Weibliches, aber auch nichts Männliches.
Äusserlich wird sich das Geschlechtsorgan weiblich entwickeln, in der Pubertät entwickeln sich weibliche Geschlechtsmerkmale (mit eventuell Problemen). Die Umwelt sieht eine Frau und behandelt sie als Frau. Die Frau selbst entwickelt eine ausgesprochene Weiblichkeit mit sehr weiblicher Ausstrahlung, ist aber zu ihrem grossen Leid steril. In ihr ist ein starkes Bedürfnis, Frau und Mutter sein zu wollen, sie kann aber nicht.
Mann? Frau? Beides? - Intersexualität?
Ein Mann, der auch eine Frau ist und eine Frau, die auch ein Mann ist. Ganz so einfach ist die Sache nicht. Oft zeigt sich erst später, ob die- oder derjenige intersexuell ist. Intersexualität oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der zahlreiche angeborene Erscheinungsformen umfasst, bei denen die körperlichen Geschlechtsmerkmale weiblich und männlich zugleich sind, in unterschiedlicher Ausprägung. Intersexuelle lassen sich nicht alle in ein und dieselbe Schublade stecken.
Ein Mann wird zu einer Frau – außen Mädchen, innen Junge – das Androgenresistenz-Syndrom AIS
Genetisch hat der Embryo einen männlichen Chromosomensatz XY, aber mit einem genetischen Defekt. 80 Prozent der genetischen Defekte tauchen bei männlichen Lebewesen auf. Die Medizin unterscheidet zwischen kompletter oder vollständiger Androgenresistenz (AIS - Androgen Insensitivity Syndrome). Es entwickeln sich Hoden, die männliche Hormone wie Testosteron ausschütten. Aber die Zell-Rezeptoren reagieren nicht auf das Hormon Androgen, das normalerweise die Entwicklung männlicher Merkmale stimuliert. Der Körper versteht also nicht, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Die Keimdrüsen produzieren zwar Androgene, aber sie werden blockiert, und obwohl das genetische Geschlecht männlich ist, wächst bereits im Mutterleib ein scheinbar weibliches Kind heran.
Die äußeren Geschlechtsmerkmale einer Frau sind vorhanden, aber nicht die inneren. Gebärmutter und Eierstöcke entwickeln sich nicht. Stattdessen gibt es im Bauchraum Hoden, also männliche Merkmale. Normalerweise wandern die Hoden vor der Geburt nach außen. Das ist bei AIS nicht der Fall. Entsprechend schwierig ist die Diagnose, und sie kommt meist relativ spät. Sie ist erst möglich, wenn die Betroffenen in die Pubertät kommen. Die Menstruation bleibt aus, es wachsen keine Haare an den weiblichen Genitalien und unter den Achseln. Das Mädchen ist also genetisch gesehen ein Junge.
AIS-Frauen sind Modell-Frauen. Gross, langbeinig, straffer Busen, sportlich, kaum Körperbehaarung, ausgestattet mit einem aussergewöhnlich stabilen Immunsystem. Weshalb das so ist, weiss man nicht. Diese Frauen sind Models, Schauspielerinnen, Top-Athletinnen. Geboren werden 1:20‘000. Im Sport vermutet man mindestens 1:500. Die Dunkelziffer ist hoch.
CAIS ist die Bezeichnung für eine komplette Androgenblockade (Complete Androgen Insensitivity Syndrome). PAIS ist eine partielle AIS (Partiell Androgen Insensitivity Syndrome). Bei Menschen mit PAIS kann sich zum Beispiel ein extrem kleiner Penis entwickeln, aber keine Vagina und keine Brüste.
MAIS ist eine minimale AIS (Minimal Androgen Insensitivity Syndrome) Das heißt: Die Person hat insgesamt ein männliches Aussehen, allerdings nur geringen Bartwuchs und minimale Körperbehaarung sowie ein Mangel an Androgenen. Auch die Spermabildung kann beeinträchtigt sein.
Eine Frau wird zu einem Jungen - Außen Junge, Innen Mädchen - Adrenogenitales Syndrom (AGS )
Diese Kinder werden mit weiblichen Chromosomen geboren. Sie bilden allerdings mehr Androgene wie etwa Testosteron, als es bei Mädchen normalerweise der Fall ist. Aufgrund einer Enzymstörung kommt es schon vor der Geburt zu erhöhten Testosteron-Werten. Das genetisch weibliche Kind kommt mit einem Genital auf die Welt, das wie eine größere Klitoris oder wie ein kleiner Penis aussieht. Genetisch ist es ein Mädchen, hat also Eierstöcke und Gebärmutter, sieht aber aus wie ein Junge.
Eine äusserst seltene Form der Intersexualität - Hermaphroditismus verus
Sowohl Eierstöcke als auch Hoden sind vorhanden. Der Chromosomensatz ist meist männlich. Die körperliche Entwicklung ist unterschiedlich. So kann es beispielsweise zu einer Mischform von Klitoris und Penis kommen mit großen und kleinen Schamlippen. Die Hoden produzieren ausreichend Hormone, aber die Reifung der Spermien ist gestört. Es kann auch eine Gebärfähigkeit vorliegen. Eine Eigenbesamung ist nicht möglich.
ZAHLEN
Biologie. Mediziner gehen von vielen verschiedenen Formen und Varianten der Intersexualität aus und vermuten, dass eines von 2.000 bis 5.000 Neugeborenen mit einem nicht eindeutigen Geschlecht zur Welt kommt. Das entspricht 0,02 bis 0,05 Prozent der Bevölkerung. Andere schätzen die Zahl der Intersexuellen höher ein. In Deutschland auf etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung oder 0,007 Prozent der Neugeborenen. 2017 hat es das deutsche Bundesverfassungsgericht möglich gemacht, die Intersexualität als „ein drittes Geschlecht positiv“ im Personenstandsrecht eintragen zu lassen. Neben den üblichen Eintragungen „männlich“ und „weiblich“ ist mittlerweile ein weiterer Eintrag für „divers“ amtlich.
Anziehung/Orientierung und Identität. Gefragt nach ihrer Sexualität bezeichnen sich in einer Umfrage gegen 10 Prozent der Europäer aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Polen und Ungarn als etwas anderes als "ausschließlich heterosexuell", eingeschlossen in die Umfrage sind auch Trans und non-binäre Menschen (möchten keinem der beiden Geschlechter zugewiesen werden).
Trans oder non-binäre Menschen (Identität). Trans oder non-binär beruht auf dem Empfinden der betreffenden Person. Menschen, die nicht Trans sind (also die meisten Menschen), bezeichnet man als Cis Menschen. Zahlen zu Trans oder non-binären Menschen werden extrem unterschiedlich angegeben. Einige Sexualwissenschaftler sprechen von weniger Menschen als Intersexuelle, andere gehen von etwa gleich vielen aus. Doch vor allem nimmt die Trans-Identität zu. Bedenklich ist nicht allein die Zunahme, sondern vor allem auch die damit einhergehenden operativen Umwandlungen bzw. Anpassungen. Und ebenso die mit der ganzen Thematik einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen.
Rund 10 Prozent Menschen, die sich in der Sexualität nicht eindeutig dem klassischen männlich-weiblich-heterosexuell Schema zuordnen, versammeln sich unter dem Dach der LGBTQ+ oder der aktuell längsten Erweiterung LGBTQQIP2SAA (Steht für (engl.) Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer, Questioning, Intersex, Pansexual, Two-Spirit, Asexual, Aromantic. Zu Deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Queer, zweifelnd (Also Personen, die sich nicht sicher sind), Intersexuell, Pansexuell, Two-Spirit (Ein Neologismus der Ureinwohner*innen Amerikas zur Bezeichnung eines dritten Geschlechts), Asexuell, Aromantisch).
Rund 90 Prozent der Menschen ordnen sich eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugehörig ein und fühlen sich auch zum Gegengeschlecht sexuell hingezogen.
ES GIBT NUR EINEN EINZIGEN LOBBY-TOPF DER SEXUELLEN VIELFALT
Der „grosse“ Topf ist das entscheidende Problem. Erstens befinden sich in der LGBTQ+ Community so viele Identitäten und Abstufungen, dass es schwierig ist, jeden Menschen nur schon sprachlich mit einzubeziehen. Gleichzeitig wird eine nötige Abgrenzung von Biologie, Identität und Anziehung/Orientierung nahezu unmöglich. Wer sich der einen Gruppe zugehörig fühlt, fühlt sich zudem auch den Anliegen einer anderen Gruppe der Community solidarisch verpflichtet.
Die LGBTQ+ Bewegung kämpft berechtigt gegen bestehende Ressentiments, gegen Diskriminierungen und für Akzeptanz. Darin wird sie unterstützt von gesellschaftlichen und politischen Interessengruppen, was der Bewegung in der allgemeinen Wahrnehmung eine grössere Gestalt gibt, als sie tatsächlich darstellt. Die Bewegung ist in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit der Gender-Forschung und mit Gender-Mainstreaming verbunden. Die Gefahr ist gross, dass die Durchsetzung der Anliegen dieser 10 Prozent auf Kosten der Errungenschaften viel grösserer Gruppen geschieht, allen voran von Kindern und Frauen – und ebenfalls brisant – auch auf Kosten von Gruppen innerhalb von LGBTQ+. Es wird - wieder einmal - kompliziert.
Ohne Menschen der LGBTQ+ Bewegung zu diskriminieren, sollten wir uns der Probleme bewusst werden, die Forderungen der Bewegung auslösen. Nicht die Menschen sind das Problem, sondern wie wir die Anliegen dieser Menschen sowohl bejahend als auch verneinend handhaben. Es gilt, die eine Diskriminierung gegen die andere abzuwägen und Konsense zu finden. Es gilt zu beachten, wo Rechte der Einen die Rechte der Anderen einschränken. Wo Rechte Vieler durch Rechte Weniger in unguter Weise drohen, beschnitten zu werden.
Darüber mehr in den nachfolgenden BLOGs
“WIE WIR DIE SEXUELLE VIELFALT HANDHABEN, WIRD ZUM PROBLEM!”
Sehr eindrückliche Statements einer Betroffenen mit CAIS (außen Mädchen, innen Junge)