POPCORN CULTURE - PODCAST SEXEDUCATION
SEXEDUCATION - die Netflix-Serie ist erstaunlich realitätsnah. Lustiger war Sex-Aufklärung wohl nie und trotzdem ernst. Ich, Veronika Schmidt, schwärme mit Manuel Schmid von Reflab darüber. Hörenswert, auch wenn man die Serie (noch) nicht gesehen hat.
Die britische Netflix-Serie »Sex Education« schafft, was vielen Eltern so unendlich schwerfällt: Sie redet sowohl befreit und humorvoll wie auch ernsthaft und respektvoll über jugendliche Sexualität. Die Story spielt an einem Gymnasium. Der Hormonspiegel ist hoch, und der junge (und sexuell gänzlich unerfahrene) Otis ergreift die Gelegenheit, mit einer inoffiziellen Sexualberatungsstelle sein Taschengeld aufzubessern…
Wir unterhalten uns über sexuelle Tabus und Verklemmtheiten in christlichen Kreisen, und über das Potenzial eines offenen, unverkrampften Umgangs mit Sex.
GENDER-STUDIES – SARGNÄGEL DES FEMINISMUS
Veronika Schmidt
Geschlechterfrei oder genderneutral ist keine realistische gangbare Option hin zu Gerechtigkeit und Geschlechterversöhnung. Deshalb wird eine rein genderneutrale Erziehung niemals funktionieren. Falsch verstandener Gender-Mainstream und die angestrebte Nivellierung der Geschlechter wird zu einer neuen Geschlechter-Ungerechtigkeit führen, zu neuer sexueller Ungerechtigkeit, im Kleid von Frauenfeindlichkeit.
Einzig bedingungslose Gleichberechtigung und sexuelle Gerechtigkeit ohne Wenn und Aber, mit der damit einhergehenden nötigen Geschlechter-Sensibilität und dem Zugeständnis von Selbstverantwortung und individuellen Wahlmöglichkeiten, sind eine wirkliche Option für alle. Dafür aber braucht es nach wie vor Gesetze und eine sensible Rechtsprechung, die die Rechte von allen sicherstellen und schützen.
TRANS-IDEOLOGIE KANN ZU NEUER DISKRIMINIERUNG FÜHREN
Vor einiger Zeit rief mich eine Trans-Frau an, die mit mir „von Frau zu Frau“ über den weiblichen Zyklus, die Menstruation, das Leben als Frau usw. sprechen wollte. Sie erklärte, sie sei nicht operiert, aber sie wolle mit mir über das Leben als Frau austauschen. Je länger wir sprachen, desto bewusster wurde mir, dass ich das weder konnte noch wollte. Hätte sie gesagt, sie sei eine Trans-Frau und wolle sich mit mir über ihr Transsein und dessen Konsequenzen für ihren Lebensalltag unterhalten, hätte ich selbstverständlich mit ihr gesprochen. Aber ich wollte nicht über biologische körperliche Vorgänge reden, als wären sie vorhanden, obwohl sie gar nicht stattfinden.
Der Anspruch, “so zu tun, als ob”, entspricht einem Rollenspiel, welches nur in gegenseitigem Einverständnis seine Berechtigung hat. Auch sollten intime Dienstleistungen nicht erzwungen werden können. Es wird in Problem, wo Dienstleistende keine Freiheit und Wahl zur Ausübung ihrer Dienstleistung haben, weil sie sonst riskieren, sich wegen Diskriminierung verantworten zu müssen. Dies betrifft Kosmetikstudios und Haarentfernungsinstitute, Therapeutinnen, Sexologinnen, Gynäkologinnen, medizinisches Personal, nur um ein paar Lebensbereiche zu nennen.
Es geht dabei um Handlungs-Entscheidungs-Freiheit, es geht um Rechte nicht nur von Minderheiten, sondern auch um Rechte von Mehrheiten. Besonders um Frauenrechte aber auch Kinderrechte, die durch eine Minderheit massiv eingeschränkt werden könnten. Es bedarf daher einer Sichtweise und Rechtsprechung, welche nicht naiverweise einfach eine Sympathiebekundung für Homosexuelle oder für diverse sexuelle Identitäten im Auge hat, die selbstverständlich gerechtfertigt wäre, sondern einer, welche die darauffolgenden realen Konsequenzen bedenkt. Zum Beispiel in Bezug auf Anti-Rassismus-Strafnormen und andere Diskriminierungs-Vorlagen, in Bezug auf Gender-Ideologie, in Bezug auf Aufklärung und Erziehung unserer Kinder. Wir sollten durch Erziehung und Aufklärung unsere Kinder in ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmend mit der Geschlechtsidentität bestärken dürfen.
Leider zeigen sich gerade in Amerika hinter der Gender-Bewegung Interessengruppen, die offen Frauenfeindlichkeit ausleben. Gehabte Frauenfeindlichkeit, in einem weiteren Gewand.
DISKRIMINIERUNG DURCH TRANS-IDEOLOGIE
In Kanada verklagte eine transsexuelle Frau mehrere Kosmetikstudios, die sich geweigert hatten, ihr Geschlechtsteil mit Wachs zu enthaaren. Sie fühlte sich deswegen diskriminiert. Das Gericht schmetterte die Klage in diesem Fall zwar ab. Doch die britische Forscherin Maya Forstater verlor ihren Job, weil sie in ihren Veröffentlichungen darauf bestand, dass Menschen ihr biologisches Geschlecht nicht ändern können. Auch Beispiele in der Sportwelt zeigen die Schwierigkeiten von sexueller Identität und Diskriminierung auf. So wehren sich aktive Sportlerinnen dagegen, transsexuelle Frauen als Konkurrentinnen zu akzeptieren.
Niemand sollte eine Strafanzeige riskieren, weil er ein Anliegen aufgrund des biologischen Geschlechts des Gegenübers verweigert. Eine Gynäkologin sollte einer Transfrau, selbst mit rekonstruierter Vagina, den Wunsch abschlagen können, bei ihr einen Vaginal-Abstrich vorzunehmen, weil ein Abstrich absolut keinen Sinn macht, da sie keinen Muttermund, keine Gebärmutter, keinen Gebärmutterhals, keine Eierstöcke besitzt. Denn solche “Rollenspiele” machen unsere Wahrnehmung und unser Denken konfus.
Für Rechtsprofessor Marcel Niggli ist die Vorstellung ein Graus, dass plötzlich Richter über solche Fälle entscheiden müssen. «Die Gesellschaft soll darüber diskutieren. Man kann anderen auch moralische Verfehlungen vorwerfen, aber Moral und Recht sind zwei unterschiedliche Kategorien», sagt Niggli. «Es gibt Sachverhalte, die sich klaren Unterscheidungen entziehen und sich daher schlecht eignen für eine rechtliche Beurteilung.»
FRAUENFEINDLICHE TRANSGENDER
Frauen, die sich dem aktivistischen Transdiktat nicht fügen wollen, werden von frauenfeindlichen Transgruppen TERF’s genannt. Eine Zuschreibung, die für „Trans-Exclusionary Radical Feminism“ steht, „trans-ausschliessenden radikalen Feminismus“. Zum ersten Mal benutzt wurde der Begriff 2008 - damals noch überwiegend im englischsprachigen Raum. Das Thema Transgender spaltet die Frauenbewegung.
In einem Online-Beitrag von “Die Störenfriedas” schreibt eine Frau, sie habe, wie viele TERFs, einmal ganz klein als Transunterstützer*in angefangen. Mehr Frauen, mehr Feministinnen, mehr Unterstützung für die gute Sache, wie sie damals dachte. Bis sie gewahr wurde, was feministischen Bedenkenträger*innen und deren Organisationen an schierem Hass entgegen schwappt. Das blosse darüber sprechen, darüber diskutieren sei eine derartige Bedrohung, dass keine Mittel gescheut würden – bis hin zu Bombendrohungen, um entsprechende Treffen zu verhindern. „Diese TERFs möchten wie in einem Holocaust alle Trans*menschen vernichten!“, wurde ihr wortwörtlich in einem persönlichen Gespräch versichert. Einen interessanten Artikel dazu schrieb ein anonym bleibender Mann unter dem Pseudonym Michael Müller: „Transfeminismus: Das Patriarchat, das durch die Hintertür in den Feminismus eindrang“
GENDER-STUDIES – SARGNÄGEL DES FEMINISMUS
Auch Vertreter*innen der ersten Stunde der Gender-Studies zeigen sich besorgt bis aufgebracht über die antifeministischen Tendenzen in der LGBTQ+ Szene. Vojin Saša Vukadinović, promovierter Historiker, gehörte zu den ersten Gender-Studies-Studierenden in Deutschland. Er kritisiert in der EMMA scharf die Queer-Szene und die unguten Entwicklungen. Für ihn sind heute Gender-Studies "Sargnägel des Feminismus". Nach Vukadinović sind Gender-Studies, einst Hoffnung für mehr Geschlechtergerechtigkeit, zwei Jahrzehnte später nicht mehr interessiert an feministischen Fragestellungen – und auch nicht mehr an der Frauenemanzipation als solcher.
Auch Rechtstendenzen an Hochschulen bedrohen den Feminismus. So lautet der Hinweis auf ein kritisches Essay zum Thema: „Während antifeministische Strukturen und Diskurse schon immer Bestandteil der deutschen Hochschullandschaft waren, haben sie im Zuge des gesellschaftlichen Rechtsrucks zuletzt wieder an Stärke und Ausbreitung gewonnen.“ Essay: Feindbild Emanzipation – Antifeminismus an der Hochschule
GESCHLECHTSKRITISCHE FEMINISTINNEN ZAHLEN EINEN PREIS - ABER DER PREIS FÜR DAS SCHWEIGEN IST HÖHER
Dieser Titel steht über einem Artikel der freien Autorin Libby Emmons. Die Schriftstellerin und Mutter lebt in Brooklyn, New York und schreibt für The Federalist, ein konservatives Online-Magazin. Libby Emmons beschreibt in diesem Artikel das, was sich vor allem feministische Frauen und Männer ernsthaft überlegen sollten.
Wir können nicht Feminismus, Homosexualität und weitere Genderfragen kritiklos vermischen, denn das wird in einer Geschlechterverwirrung der nächsten Generationen enden, die wir auf keinen Fall zulassen oder sogar unterstützen sollten.
Wo Transideologie impliziert, Körpertransformation sei der (einzige) Weg, zu sein, wer man wirklich ist, wird sie unlauter. Es geht nicht darum, Personen einer diversen sexuellen Identität an den Pranger zu stellen, sie zu diskriminieren oder ihre Lebensweise zu verurteilen oder zu unterbinden. Es geht auch nicht um die Genderdebatte im Allgemeinen, wie Alan Posener schreibt, wenn sie zum Ziel hat, „Männern und Frauen, Mädchen und Jungen nicht von vornherein jene Rolle zuzuweisen, die nur in der Statistik als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ existiert. Eine Rolle, in der sich jeder, der von der statistischen Norm abweicht, und das sind fast alle Männer, jede, die nicht den statistischen Erwartungen und Idealen entspricht, und das sind fast alle Frauen, sich unwohl fühlen: Gefangen, nicht im falschen Körper, sondern in der falschen Erwartungshaltung, auch der eigenen.“
Meinungsverschiedenheiten über “das Geschlecht” haben die feministische Gemeinschaft gespalten in jene, die von der Unveränderlichkeit des biologischen Geschlechts ausgehen und jenen, die glauben, man könne das Geschlecht ändern, um damit Körper und gefühlte Identität in Einklang zu bringen. Diese vertreten dabei nicht nur die Möglichkeit, sondern sehen das gefühlte Geschlecht auch als rechtlich bindender Identitätsnachweis. Gerichte, soziale Dienste, staatliche Institutionen und Schulen wurden vor allem im englischsprachigen Raum dazu gedrängt, die doktrinärsten Vorschriften für die Befürwortung von Trans-Rechten zu übernehmen. Was in einem Fall zur Folge hatte, dass eine Trans-Frau im Gefängnis andere Frauen missbrauchte und ausserhalb des Gefängnisses vergewaltigte.
Libby Emmons schreibt: “Seit Jahren hören Frauen die Botschaft, für sich selbst einzustehen und sich gegen Bedrohungen der weiblichen Persönlichkeit zu wehren, von sexueller Belästigung bis hin zu Lohnunterschieden. Die Gesellschaft wird angewiesen, an #BelieveAllWomen zu glauben. Dennoch sollen geschlechtskritische Feministinnen schweigen, sich fügen und denen nachgeben, die sie Bigots, Transphobes und „TERFs“ nennen. Wir sollen glauben, dass wir die Bösen sind, und Ärzten applaudieren, die invasive und sterilisierende Operationen an den gesunden Körpern unserer Töchter und Schwestern vornehmen.”
ERKLÄRTE FRAUENFEINDE IM NETZ - INCELS
Angefeindet wird die Frau aber auch von den Incels, Involuntary Celibates (unfreiwillig Zölibatäre), die keine Frau abkriegen und deshalb auf die gesamte weibliche Weltbevölkerung wütend sind. Unfassbar wütend. Im Mai 2014 bringt der 22-jährige Amerikaner Elliot Rodger, gutaussehender Sohn eines Hollywood-Filmregisseurs, zwei junge Frauen um und ermordet vier junge Männer, die er als attraktiver als sich selber einstuft. Angekündigt in die Kamera. Es ist der erste Amoklauf, der im Internet explizit aus Frauenhass und sexueller Frustration angekündigt und umgesetzt wird. Es bleibt nicht der letzte. Für Incels sind Frauen schuld – und zwar an allem. Sie zelebrieren sich und ihre Sache vor allem im Internet. In ihrem Buch „Incels“ beschäftigt sich die Soziologin, Journalistin und deutsche Publizistin Veronika Kracher mit dem Internetphänomen der sich ständig in der Opferrolle suhlenden Incels. Sie zeigt auf, warum diese so gefährlich sind und warum es mehr von ihnen gibt, als bisher gedacht.
Auch Incels suchen ihr Heil, wie andere Identitätssuchende, in der optischen (operativen) Veränderung (siehe vorangehender Blog). Sie glauben, wären sie männlicher, bekämen sie problemlos schöne Frauen ab. Nur die Schönen sind ihnen gut genug. Deshalb unternehmen sie alles, um den männlichen Stereotype zu entsprechen, um ein markantes männliches Gesicht zu bekommen und einen männlichen Körper. «Incels lamentieren ständig über die Oberflächlichkeit von Frauen», sagt Kracher, «gleichzeitig sind sie selbst obsessiv mit ihrem vermeintlich ungenügenden Aussehen beschäftigt. Das ist natürlich einfacher, als sich zu fragen, ob man an seiner Persönlichkeit etwas ändern müsste, um für das andere Geschlecht attraktiv zu sein.»
An den Incels kann man zudem so gut wie anderswo beobachten, wie Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Hand in Hand gehen. Siehe Artikel WATSON.
WEITERE FEINDBILDER VON WEIBLICHKEIT, KINDERRECHTEN UND MENSCHENGERECHTIGKEIT
Weitere Feinde von Weiblichkeit, Kinderrechten und Menschengerechtigkeit sind Politiker und Interessengruppen im Fahrwasser der Gender-Forschung. Sie äussern sich mit absurden Forderungen und beängstigenden Kommentaren im Netz. Sie wollen Altersschranken in der Sexualität aufheben, Inzest-Gesetze abschaffen, Sex mit Toten und Tieren legalisieren, so die Forderungen einer schwedischen Jungpartei. Was wiederum einer weiteren frauenfeindlichen Spezies Auftrieb verleihen würde, Pädophilen. Einen entsprechenden Kommentar hat die Theologin Jacqueline Straub erhalten und auf ihrem Facebook-Profil öffentlich gemacht. „Der Brauch der Knabenliebe ist eben die Grundlage unserer Kultur. – Knaben vor sexuellem Missbrauch zu schützen ist Schwachsinn des Weibes!“. „Eine Homosexuelle Orientierung gibt es überhaupt nicht. Vielmehr ist es so, dass sich alle Männer sowohl für schöne Frauen als auch für schöne Knaben interessieren. Mit der These Machtmissbrauch zeigt diese Frau, dass sie eine Feindin der Kirche ist.“
Doch ebenso omnipräsent im Netz ist die furchterregende Frauenfeindlichkeit „normaler“ patriarchaler Männer. Auch für dieses Phänomen finden sich schnell die Schuldigen. „Linke Feministinnen“ werden für alles haftbar gemacht, selbst für die Gewalt an allen Frauen, nach dem Motto: „Die Geister die sie riefen.“ #UNHATEWOMEN macht diese Gewalt im Netz an Frauen sichtbar. Ebenso NetzCourage. „Bitte vergewaltigt sie alle“ ist ein von NetzCourage veröffentlichter Kommentar aus der öffentlichen Facebookgruppe "Eidgenossen" an die Adresse der Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
ES GIBT KEINE GESCHLECHTSNEUTRALE ERZIEHUNG
Die emeritierte Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften, Margrit Stamm, äussert sich in einem Interview des MigrosMagazin ausführlich zu Erziehungsforschung und Gender. Sie sagt: „Ein Kind ist nie geschlechtsneutral. Ich plädiere für eine geschlechtersensible Erziehung. Das heisst, dass die Eltern sensibel auf die Affinitäten ihrer Kinder reagieren.“ Was bedeutet, dass Eltern gewisse untypischen Verhaltensweisen zu verstärken versuchen sollen, auch ganz speziell bei weiblichen Jungs und männlichen Mädchen. Stamm empfiehlt Eltern: „Sie sollten dem Mädchen nicht abtrainieren, risikobereit zu sein, sich durchzusetzen, reinzureden, unangenehm zu sein und sich zu wehren. Und genauso sollten sie den Buben zwar wild und schlagfertig sein lassen, ihn aber auch ein fürsorgliches Verhalten lehren. Geschlechtersensible Erziehung heisst: die Unterschiede der Geschlechter akzeptieren, aber Tendenzen in eine andere, positive Richtung unterstützen.“ Und - möchte ich ergänzen - den fürsorglichen und verletzlichen Jungs diese ihre Seite nicht abtrainieren. Nach Stamm ist es keine Frage von angeboren, anerzogen, von Eltern, dem Umfeld oder der Werbung, viel mehr komme es darauf an, wie wir mit diesen Unterschieden umgehen. Als Eltern und als Gesellschaft.
Interessant dazu ist die Filmdokumentation “Das Gleichstellungsparadox”. Sie zeigt überraschende Ergebnisse zu Untersuchungen in Norwegen. Je freier und geschlechtersensibel Kinder sich entwickeln können, desto mehr verstärken sich die weiblichen und männlichen Stereotype in Bezug auf die Berufswahl. Je starrer hingegen die Stereotype gehandhabt werden, desto mehr bilden sich bezüglich der Berufswahl bei starken Mädchen entgegengesetzte Interessen aus. Denn offenbar sehen und nützen Mädchen diese Chance, den engen weiblichen Konventionen zu entkommen, indem sie “männliche” Berufe wählen. Gut, wenn es passt. Gut, wenn Jugendliche wählen können und hineingefördert werden in das, was zu ihnen passt. Wenn wir sie lassen, werden sie es herausfinden, wenn wir sie sensibel fördern, wird es gelingen.
SCHLUSS MIT SCHWESTERNSTREIT!
Die Transideologie ist eine neue Form des Sexismus, die sich als Befreiung tarnt. Sie fordert einmal mehr Frauen dazu auf, auf ihre eigenen Kosten mitfühlend zu sein, diesmal mit einer sehr kleinen Minderheit und ihren lauten Unterstützer*innen. Es ist egal, ob die Aufrufe, Frauen an ihrem Platz zu halten, traditionellerweise von rechts oder neuerdings von links kommen. Jetzt ist ein weiblicher Schulterschluss vonnöten. Frauen jeder Couleur, politischen Richtung und Religion sollten gemeinsame Sache machen und laut dagegen aufstehen.
Feministinnen sollten sich für alle Frauen einsetzen. Sie sollten aufhören, konservative Frauen wegen ihrer Ansichten zu Familie, Mutterschaft und Religion zu belächeln. Sie sollten mit ideologischen Grabenkämpfen innerhalb des Feminismus aufhören. Traditionelle, konservative Frauen hingegen sollten aufhören, gegen Feministinnen zu geifern und diese für alle gesellschaftlichen Missstände verantwortlich zu machen. Sie sollten ihr zuweilen vehementes Misstrauen überwinden und besorgten Feministinnen die Hand reichen. Denn letztlich haben alle Frauen den Alt-Feministinnen zu verdanken, dass sie überhaupt dazu in der Lage sind, sich öffentlich dezidiert zu Wort zu melden oder ein für sie passendes Frauenleben zu wählen.
EINE SCHRÄGE WELT, DIE VORGELEBTE ECHTE GERECHTIGKEIT UND VORGELEBTE GESCHLECHTER-VERSÖHNUNG BRAUCHT
Auch Frauen sind im Netz keine Unschuldslämmer. Vor allem in Bezug auf Homosexualität sparen sie weder mit homophoben Kommentaren noch mit Kotzsmileys und Emojis. Forschungen zeigen, je gleicher eine Gesellschaft ist, je weniger Diskriminierung von Herkunft, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung, je emanzipierter, je gleicher sie Mädchen und Knaben behandelt, desto gerechter ist sie.
Liebe christliche Lebens-, Frauen- und Männerwelt. Wenn ihr etwas für die Rettung der Weiblichkeit tun wollt, zum Besten aller, dann stellt endlich die unbedingte Gleichberechtigung in den eigenen Reihen her, als Selbstverständlichkeit ohne Wenn und Aber. Lasst euch vom Weiblichen umarmen (Jeremia 31.22). Umarmt selbst das Weibliche. Kämpft dafür, lebt dafür, lebt dafür gemeinsam. Für eure Kinder, vor allem eure Töchter, und für eine Zukunft gesunder, bunter Geschlechtergerechtigkeit.
Dieser Blog ist die Fortsetzung der zwei vorangehenden BLOGs
DAS BUCH ZUR GESCHLECHTERVERSÖHNUNG - ENDLICH GLEICH!:
WIE SEX UND GESCHLECHTER-UNGERECHTIGKEIT MIT DER KIRCHENGESCHICHTE ZUSAMMENHÄNGEN
WIE WIR SEXUELLE VIELFALT HANDHABEN, WIRD ZUM PROBLEM!
Veronika Schmidt
Jede*r soll lieben dürfen, wen sie/er will, gemäss der sexuellen Anziehung oder Orientierung, sofern es erwachsene Menschen betrifft. Deshalb befürworte ich grundsätzlich «Ehe für Alle». Die Möglichkeit der Heirat für homosexuelle Paare stellt eine Berechtigung dar und nimmt niemandem etwas weg.
Jede*r soll zudem der persönlich empfundenen (sexuellen) Identität individuellen Ausdruck verleihen dürfen, so wie es gefällt, selbst dann, wenn diese Identität nicht der Biologie entspricht. Heute sind die weiblich-männlich Stereotype fliessend geworden, vor allem in der Modewelt. Doch trotz alledem – und das ist die entscheidende Krux an der Sache – kann man biologisch gesehen nicht einfach werden, wer man sein möchte.
Auch mittels massiver hormoneller und operativer Eingriffe wird man biologisch nicht einfach, wer man sein will. Zudem können durch Operationen die Sexualität, das sexuelle Empfinden, also das erotische Potenzial unter Umständen nachhaltig beeinträchtigt werden, ebenso die Fruchtbarkeit. Jede Operation kann unempfindliches oder schmerzhaftes Narbengewebe hinterlassen und damit der sexuelle Lust abträglich sein. Zudem – Angleichung an das gefühlte und gewünschte Geschlecht macht nicht zwingend glücklich, weil mentale Gesundheit von vielen Faktoren abhängt.
ZEITERSCHEINUNG «PASSEND MACHEN»
Unsere westliche Gesellschaft macht sich gerade passend. Wir sollten unter dem Aspekt der sexuellen Vielfalt einen Blick auf die gesamte Schönheitsoptimierung werfen. Diese macht vor keinem einzigen Körperteil Halt. Einerseits empören wir uns im Westen über Beschneidungspraktiken, lassen aber aus ästhetischen Gründen an unseren Scheidenlippen herumschnippeln oder Penisse verlängern und nehmen damit in Kauf, in der Sexualität weniger zu spüren. Auch Brustoperationen können die sexuelle Empfindungs- und damit Erregungsfähigkeit einschränken, wenn die Brustwarze und die davon ausgehenden Nervenverbindungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Augenscheinlich haben wir nicht begriffen, dass es in der Sexualität nicht darauf ankommt, wie es aussieht, sondern wie es sich anfühlt.
Hand aufs Herz – wir unterziehen uns dem gesellschaftlichen Optimierungszwang. Wir machen uns unter grossen Anstrengungen «passend» entsprechend unserem gewünschten Selbstbild. Wenn’s sein muss operativ, ohne Rücksicht auf Verlust, egal wie es sich danach anfühlt oder nicht mehr anfühlt.
Grundsatzkritik an der Operationswut betrifft auch den Umgang mit Intersexualität in der Vergangenheit. Ein uneindeutiges Erscheinungsbild der Genitalien bei Säuglingen wurde durch medizinische Maßnahmen «passend» gemacht, was meistens «weiblich» bedeutete, weil einfacher «herzustellen». Auch heute ist es offenbar immer noch nicht selbstverständlich, intersexuelle Kinder einfach sein und werden zu lassen, wie sie sind, damit sie ihre Biologie und Identität ab der Pubertät selbst in Einklang bringen können. Die Gesellschaft will Menschen «passend machen», oder ihnen «Passung» versprechen, nicht nur in der Orientierung oder Anziehung (Konversionstherapien von Homo- zu Heterosexualität), sondern verheerenderweise auch in der Biologie, womit die Identität scheinbar zu einer wählbaren Option wird.
Trotz der Bedenken gibt es einige Menschen, die so sehr an der Diskrepanz zwischen ihrem biologischen und gefühlten Geschlecht leiden, dass sie sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen. Eine solche individuelle Entscheidung kann man zwar aus obgenannten Gründen in Frage stellen, aber der betroffene Mensch ist grundsätzlich zu akzeptieren. Und dennoch sind wir gerade im Begriff, durch die Akzeptanz der Machbarkeit in Bezug auf die sexuelle Identität unsere Gesellschaft nachhaltig zu verändern.
LINKS UND RECHTS VOM PFERD GEFALLEN
Unsere Gesellschaft wird bunter und vielfältiger – was schön und begrüssenswert ist. Veränderungen werden oft durch eine laute Gruppe Unzufriedener initiiert, die sich, logisch, Gehör verschaffen. Doch uneingeschränkte Loyalität zur «Lobby der Vielfalt» hat grosse Probleme kreiert, die wir hinterfragen und korrigieren sollten.
Das Verhältnis ist ein Problem
Rund 10 Prozent aller Menschen ordnen sich in der Sexualität nicht eindeutig dem klassischen männlich-weiblich-heterosexuell Schema zu und versammeln sich unter dem Dach der LGBTQ+ Bewegung. Diesen gegenüber stehen rund 90 Prozent Menschen, die sich eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugehörig und zum Gegengeschlecht sexuell hingezogen fühlen.
Die LGBTQ+ Bewegung kämpft berechtigt gegen bestehende Ressentiments, gegen Diskriminierungen und für Akzeptanz. Darin wird sie unterstützt von gesellschaftlichen und politischen Interessengruppen. Doch nun zeigt sich in der Handhabung, dass die Durchsetzung der Anliegen dieser 10 Prozent auf Kosten hart erkämpfter Errungenschaften viel grösserer Gruppen geschieht, allen voran von Kindern und Frauen – und ebenfalls auch auf Kosten von Gruppen innerhalb von LGBTQ+. Vor allem deshalb, weil wir nicht unterscheiden zwischen Biologie, Identität und Anziehung oder Orientierung.
Aufklärung sollte die Mehrheit in den Fokus rücken, nicht die Minderheit
Interessanterweise fallen hier progressive Aufklärung und konservativer Glaube vom selben Pferd. Seit langer Zeit definieren Kirchen ihre Sexualethik vorwiegend über das Thema Homosexualität – und werden in der Öffentlichkeit auch entsprechend wahrgenommen. Doch es gelang der konservativen Kirchenwelt nie wirklich, eine die Selbstverantwortung des einzelnen Menschen stärkende Sexualethik zu entwickeln und hilfreiches Sexwissen für die 90 Prozent heterosexueller Christen zur Verfügung zu stellen.
Genau denselben Fehler macht die progressive Aufklärung. Sie lehrt Kinder und Jugendliche die sexuelle Vielfalt von 10 Prozent der Menschen in einer Weise, dass diese denken, sie müssten ihre sexuelle Zugehörigkeit zu einem Geschlecht oder ihre sexuelle Anziehung wählen. Dadurch werden sie in ihrer Identität verunsichert statt bekräftigt. Auch diese Bewegung schafft es offenbar nicht, Sexualwissen zu vermitteln, welches vorwiegend Biologie und Identität einer Mehrheit von Kindern und Jugendlichen stärkt und trotzdem gleichzeitig die anderen 10 Prozent in der Akzeptanz positiv besetzt. Vermutlich, weil sie sich der LGBTQ+ Community verpflichtet fühlt. Denn LGBTQ+ Aktivist*innen stellen Identität stärkende Bemühungen aufgrund der Biologie in Frage und brandmarken sie als diskriminierend. Doch damit läuft etwas gehörig schief. Eine nötige Abgrenzung in der Aufklärung von Biologie, Identität und Anziehung/Orientierung ist dringend geboten.
DIE GEFÄHRLICHE VERLEUGNUNG DES GESCHLECHTS
Die folgenden Ausführungen entstammen einem Artikel aus “The Wall Street Journal” von Colin M. Wright, Evolutionsbiologe am Penn State und Emma N. Hilton, Entwicklungsbiologin an der Universität Manchester, mit dem Untertitel: «Die Transgender-Ideologie schadet Frauen, Schwulen – und insbesondere weiblichen Jungen und männlichen Mädchen.», The Dangerous Denial of Sex: Transgender ideology harms women, gays—and especially feminine boys and masculine girls.
Wright und Hilton benennen skurrile Auswüchse der Transgender-Ideologie als gefährliche anti-wissenschaftliche Trends, die das biologische Geschlecht geradezu abstreiten. Dabei wird aufgrund der Intersexualität behauptet, biologische Kategorien von männlich und weiblich seien ein «Spektrum» und daher «soziale Konstrukte». Demzufolge seien Mann Frau lediglich willkürliche Gruppierungen und jeder Mensch unabhängig von Genetik oder Anatomie frei, sich als Mann oder Frau zu identifizieren oder gar eine neue maßgeschneiderte «Geschlechtsidentität» zu kreieren.
Weiter erklären Wright und Hilton, dass beim Menschen die reproduktive Anatomie bei der Geburt in mehr als 99,98% der Fälle eindeutig männlich oder weiblich ist. «Zu behaupten, diese Argumentationslinie habe keine Realitätsgrundlage, ist nicht nur eine ungeheure Untertreibung. Sie ist in jeder nur denkbaren Weise falsch.» Sie sagen: Die evolutionäre Funktion dieser beiden Anatomien besteht darin, die Fortpflanzung durch die Fusion von Sperma und Eizellen zu unterstützen. Beim Menschen gibt es keine dritte Art von Geschlechtszelle, und daher gibt es kein Geschlechtsspektrum oder zusätzliche Geschlechter, die über Männer und Frauen hinausgehen. Das Geschlecht ist binär.
Doch es gibt einen Unterschied zwischen den Aussagen, dass es nur zwei Geschlechter gibt (wahr) und dass jeder exakt als männlich oder weiblich eingestuft werden kann (falsch). Die Existenz von nur zwei Geschlechtern bedeutet nicht, dass das Geschlecht niemals mehrdeutig ist (siehe vorangehender BLOG). Nicht jeder müsse dem einen oder anderen Geschlecht zugeordnet werden können, sagen Wright und Hilton, damit das biologische Geschlecht funktional binär ist. Etwas anderes anzunehmen, indem man sekundäre Geschlechtsmerkmale mit dem biologischen Geschlecht selbst verwechsle, sei kategorisch falsch.
Die Realität des biologischen Geschlechts zu leugnen und durch subjektive «Gender-Identität» zu ersetzen, ist nach Wright und Hilton nicht nur eine exzentrische akademische Theorie, sie wirft auch ernsthafte Menschenrechtsbedenken für schutzbedürftige Gruppen auf, darunter Frauen, Homosexuelle und Kinder.
Frauen haben hart für sexuellen Rechtsschutz gekämpft
Es braucht nach wie vor sichere Räume für Kinder und Frauen. Räume, die erforderlich sind aufgrund der allgegenwärtigen Bedrohung durch männliche Gewalt und sexuelle Übergriffe. Zum Schutz auch vor (bereits geschehenen und dokumentierten) Übergriffen durch Trans-Frauen, die ihre kriminelle Energie oder fehlgeleitete Sexualität hinter dem Trans-Sein verbergen, auch zum Schaden anderer Transgender. Doch dazu mehr im nachfolgenden BLOG.
Es braucht nach Wright und Hilton auch separate Sportkategorien und ebenso Gesetze, um Frauen vor Diskriminierung am Arbeitsplatz und anderswo zu schützen. Die Unwahrheit, dass das Geschlecht in subjektiver Identität statt in objektiver Biologie wurzle, mache es unmöglich, all diese geschlechtsspezifischen Rechte durchzusetzen. Bereits wurden erste Urteile zu Ungunsten von Frauen gefällt, die sich weigerten, Trans-Frauen als Frauen anzuerkennen. Die Bestsellerautorin JK Rowling, “Harry Potter”, erntete einen medialen Shitstorm, weil sie auf Twitter die britische Forscherin Maya Forstater verteidigte, die ihren Job verlor, weil sie etwa schrieb, dass Menschen ihr biologisches Geschlecht nicht ändern können. Rowling twitterte:
Dress however you please.
Call yourself whatever you like.
Sleep with any consenting adult who’ll have you.
Live your best life in peace and security.
But force women out of their jobs for stating that sex is real?
#IStandWithMaya #ThisIsNotADrill
«Ausgelöschte» Homosexualität
Die Verweigerung des biologischen Geschlechts löscht nach Wright und Hilton auch die Homosexualität aus, da die gleichgeschlechtliche Anziehung ohne die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern bedeutungslos sei. Sie sagen, viele Aktivisten definierten Homosexualität heute eher als Anziehungskraft auf die „gleiche Geschlechtsidentität“ als auf das gleiche Geschlecht. Diese Ansicht stehe im Widerspruch zum wissenschaftlichen Verständnis der menschlichen Sexualität.
Lesben würden als «Fanatikerinnen» denunziert, weil sie ihre bisherige Zurückhaltung gegenüber Männern zum Ausdruck gebracht hätten, die sich als Frauen identifizieren. Die erfolgreiche Normalisierung der Homosexualität könne so leicht untergraben werden, indem man sie in eine unhaltbare Ideologie einbinde.
Am anfälligsten für Sexualverleugnung sind Kinder
Wenn Kindern beigebracht wird, dass das Geschlecht auf Identität statt auf Biologie beruht, können Geschlechtskategorien leicht mit rückschrittlichen konservativen Stereotypen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Konflikt geraten. Denn männliche Mädchen und weibliche Jungen können bezüglich ihres eigenen biologischen Geschlechtes verwirrt werden. In ihrer Hirnstruktur männlich geprägte Mädchen könnten denken, sie wären Knaben im falschen Körper. Und in ihrer Hirnstruktur weiblich geprägte Jungs könnten entsprechend meinen, sie wären Mädchen in einem männlichen Körper. (Siehe vorangehenden BLOG «männlich-weiblich-kompliziert» zu Biologie – Identität – Anziehung oder Orientierung.) Der dramatische Anstieg von «geschlechtsdysphorischen» Jugendlichen in Kliniken – insbesondere jungen Mädchen – spiegelt wahrscheinlich diese neue kulturelle Verwirrung wider.
Wir sollten durch Erziehung und Aufklärung unsere Kinder in ihrem biologischen Geschlecht Cis-bestärken. Dafür aber sollten wir nicht unter Diskriminierungsvorwürfe geraten. Doch ganz eigentlich ist die Panik noch ganz woanders angebracht.
Die grösste sexuelle Verwirrung, stellen Sexologen fest, erfahren Kinder in der Familie durch fehlende Geborgenheit, durch fehlendes (emotionales) Gehaltensein, was ein körperliches “Nicht-zu-Hause-sein” bewirkt.
Es wird daher vermutet, dass nicht allein die fehlgeleitete Gender-Ideologie für steigende Zahlen von Trans-Jugendlichen verantwortlich ist, sondern die erlebte Verwahrlosung von Kindern in der Familie und Gesellschaft. Denn gut aufgeklärte Jugendliche können „Diverses“ einordnen. Und Vorbehalte gegenüber „Diversem“ sind vor allem der mangelnden Aufklärung geschuldet.
Mehrheit der Jugendlichen wächst über Dysphorie hinaus
Die große Mehrheit der geschlechtsdysphorischen Jugendlichen wächst während der Pubertät über ihre Dysphorie hinaus. Viele identifizieren sich schließlich als homosexuelle Erwachsene. Deshalb zementieren Affirmationstherapien zur Festigung der geschlechtsübergreifenden Identität oder Hormontherapien, um die Pubertät zu blockieren, um «Zeit zu kaufen», eher das Gefühl der Dysphorie. Und sie können zudem betroffenen Jugendlichen bestärken, sich unumkehrbaren Operationen zu unterziehen und dauerhafte Unfruchtbarkeit in Kauf zu nehmen.
Diese Pathologisierung des sexuell atypischen Verhaltens sei äusserst besorgniserregend und rückschrittlich, sagen Wright und Hilton. Sie hätten Ähnlichkeit mit den homosexuellen «Bekehrungstherapien», nur dass jetzt Körper statt Geist umgewandelt werden sollen, um Kinder in eine «richtige» Ausrichtung mit sich selbst zu bringen.
Der Auflösung errungener Menschen-, Frauen- und Kinderrechte entgegenstehen
«Die Zeit der Höflichkeit in dieser Frage ist vorbei», sagen Wright und Hilton. Biologen und Mediziner müssten sich für die empirische Realität des biologischen Geschlechts einsetzen. Wenn massgebliche wissenschaftliche Institutionen empirische Tatsachen im Namen der sozialen Anpassung ignorierten oder leugneten, sei dies ein ungeheurer Verrat an der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die sie vertreten. Es untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft und sei enorm gefährlich für die am stärksten gefährdeten Personengruppen.
Doch – Achtung Doppelmoral! Es prüfe sich auf Herz und Nieren, wer sich der Auflösung der entsprechenden Rechte entgegenstellen will, ob er sie überhaupt bejaht. Denn man wird nicht glaubwürdige Repräsentanten im Kampf für eine Gerechtigkeit und für Rechte, die man im Grunde ablehnt.
Noch immer gibt es Protagonisten einer konservativen Lebenswelt, die Frauen- und Kinderrechte nicht den Menschenrechten gleichgesetzt sehen wollen. Oder die sogar Menschenrechte als humanistisch, sprich ungöttllich anzweifeln. Noch immer haben Staaten wie die Schweiz zwar die Kinderrecht ratifiziert, wollen aber trotzdem nicht die Prügelstrafe verbieten. Viele Christen, auch in Deutschland, sehen durch ein solches Verbot beispielsweise ihre Elternrechte bedroht.
Oder plötzlich nennen sich konservative Christinnen in Abgrenzung zu neueren «gender-feministischen» Strömungen «Alt-Feministinnen», was ein schlechter Witz ist! Der Feminismus war die letzten 150 Jahre für die konservative Glaubenswelt das Feindbild schlechthin. Feminismus ist vielschichtig und muss differenziert werden. Doch im Anliegen war und ist er immer dasselbe geblieben: Er setzt sich für die Anliegen der Frau ein und zwar für uneingeschränkte Gleichberechtigung. Doch davon wollten konservative Christ*innen bisher nichts wissen. Nichts wissen von der Gleichstellung der Frau als Selbstverständlichkeit und nichts wissen von sexueller Gerechtigkeit für Alle. Also nein – «Alt-Feministin» ist für die gesellschaftlichen, politischen und missionarischen (Vor)Kämpferinnen der bedingungslosen Gleichberechtigung der Geschlechter reserviert. Allen voran für Alice Schwarzer, Alt-Feministin der Gegenwart. Auch sie wird in ihrer alt-feministischen Haltung von progressiv-aggressiven Kreisen angefeindet, weil sie gegen Prostitution, gegen Pornografie und gegen Verschleierung der Frau (auch gegen das Kopftuch), gegen das Patriarchat anschreibt.
EIN «WC FÜR ALLE»? KEIN PROBLEM, SOLANGE ES AUCH NACH GESCHLECHTERN GETRENNTE WCs GIBT
In manchen Grundschulen in England, Holland und skandinavischen Ländern gibt es zusätzlich zu den bisherigen Toiletten solche für «Diverse». Deutschsprachige Schulen denken sie an. In der Schweiz gibt es einige öffentliche «WC für Alle», alternativ zu den ebenfalls vor Ort vorhandenen geschlechtergetrennten Toiletten. Das ist in Ordnung, solange es eine wählbare Option bleibt. Aber nicht, wenn geschlechtergetrennte WC-Anlagen, Garderoben und Duschräume aufgehoben werden. Wie zum Teil so an Schulen in England geschehen. Was zur Folge hatte, dass Mädchen nicht mehr zu Toilette gingen, weil sie sich nicht geschützt fühlten. Mit gesundheitlichen Folgen wie Harnwegsinfektionen und Nierenbeckenentzündungen. Mädchen schwänzten während ihrer Mens-Tage die Schule. In der Folge gingen Eltern glücklicherweise auf die Barrikaden.
Diese Einschränkung der Freiheit und Sicherheit für Mädchen darf nicht sein. Das erinnert an Berichte aus Indien, wo Mädchen zum Zeitpunkt des Einsetzens der Menstruation die Schule abbrechen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre “Tage” handhaben sollen. Weil es keine Schutzräume gibt, weil sie sich schämen, weil sie unwissend sind, niemand sie instruiert. Weil sie mit ihrem Frauwerden allein gelassen werden. Weil sie keine Hygieneprodukte wie Binden kaufen können und auch keine Menstruationstassen besitzen. Weil sie sich mit Stofffetzen behelfen müssen. Und es mahnt an die indischen Frauen, die als Erwachsene (auf Anraten der Arbeitgeber) die Gebärmutter entfernen lassen, damit sie an ihrem Arbeitsplatz nie fehlen.
Ohne Menschen der LGBTQ+ Bewegung zu diskriminieren, sollten wir uns der Probleme bewusst werden, die Forderungen der Bewegung auslösen. Nicht die Menschen sind das Problem, sondern wie wir ihre Anliegen handhaben. Es darf keine Diskriminierung einer Mehrheit geben. Es dürfen keine hart erkämpften Errungenschaften von Frauen und Kindern geopfert werden.
Dieser BLOG ist die Fortsetzung von
ON THE BASIS OF SEX: MÄNNLICH - WEIBLICH - KOMPLIZIERT
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ON THE BASIS OF SEX: MÄNNLICH – WEIBLICH – KOMPLIZIERT
So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, männlich und weiblich schuf er sie.
Genesis 1.27
Veronika Schmidt
„Es gibt Mann und Frau – und damit basta“, sagen die Einen. Und lieben kann und darf nur ein Mann eine Frau und umgekehrt. Das nennen wir Heterosexualität und meinen die (sexuelle) Beziehung zwischen Mann und Frau, welche in den meisten Gesellschaften noch immer als „normal" gilt. In der Fortentwicklung der Menschheit hat diese Form wegen der Fortpflanzung eine große Rolle gespielt. In vielen Ländern ist es noch immer die einzige akzeptierte Form einer zwischenmenschlichen Beziehung.
Doch zu beantworten, was eine Frau ist und was ein Mann, ist gar nicht so einfach. Und ebenso komplex sind Fragen zu sexueller Identität und sexueller Anziehung beziehungsweise Orientierung. Gibt es mehr als zwei Geschlechter? Was ist gemeint mit dem dritten Geschlecht? Was haben diese Fragen mit der sexuellen Vielfalt, mit Geschlechtergerechtigkeit und Gender zu tun?
Und wenn ich mich berechtigterweise stark mache für die Akzeptanz von Menschen verschiedenster sexueller Couleur, und antrete gegen bestehende Ressentiments und Diskriminierungen, darf ich dann trotzdem gefährliche Entwicklungen der LGBTQ+ Community anprangern?
Es ist komplex. Wir sollten uns damit nüchtern, nicht polemisch und ohne Angst auseinandersetzen. Ich masse mir nicht an, den allumfassenden Durchblick zu haben. Aber ein paar Gedanken möchte ich gerne aus meiner sexologischen Sicht teilen. Doch bevor ich mich den bedenklichen Entwicklungen zuwende, braucht es ein paar grundsätzliche Unterscheidungen.
BIOLOGIE – IDENTITÄT – ANZIEHUNG ODER ORIENTIERUNG
Biologie. Wir müssen unterscheiden und auseinanderhalten. Es gilt zu unterscheiden zwischen den Ebenen „biologisch“, „Identität“ und „sexuelle Anziehung oder Orientierung“. Wir müssen festhalten – es gibt biologisch gesehen zwar nur zwei Geschlechter, aber dennoch Abweichungen. Deshalb macht eine Unterscheidung in „biologisch weiblich“, „biologisch männlich“ und „biologisch divers“ durchaus Sinn.
Identität bezeichnet, wie sehr ein Mensch sich sowohl emotional als auch sozial mit dem eigenen biologischen Geschlecht oder beispielsweise einer Uneindeutigkeit oder Zweideutigkeit des Geschlechts positiv identifizieren kann. Prägend für weiblich/männlich ist dabei nicht nur die rein biologische Ebene, sondern auch die Ebene der Hirnstruktur. Weshalb es eben auch männlich tickende Frauen und weiblich tickende Männer gibt, die in ihrer Entwicklung hormonell aber auch sozial durch die Umwelt entsprechend geprägt wurden.
Transsexuallität gehört in die Kategorie der Identität. Anders als bei Intersexualität ist das biologische Geschlecht eindeutig, aber die eigene Wahrnehmung ist eine andere. Trans Menschen oder Transgender identifizieren sich emotional und sozial mit dem Gegengeschlecht. Sie haben das Gefühl, im falschen Körper geboren worden zu sein: eine Frau, die sich wie ein Mann fühlt – ein Mann, der sich wie eine Frau fühlt. Auch diese Uneindeutigkeit sortieren wir heute manchmal unter divers ein, was aber nicht identisch ist mit dem sogenannten dritten Geschlecht der biologischen Ebene.
Anziehung oder Orientierung wiederum unterscheidet sich von Biologie und Identität dadurch, dass sie bezeichnet, wen Menschen sexuell anziehend finden, also heterosexuelle Anziehung (das andere Geschlecht), homosexuelle Anziehung (das gleiche Geschlecht) oder andere Formen der sexuellen Orientierung.
“MANN-FRAU” IST KOMPLEX
Bei der Menschwerdung muss ziemlich viel zusammenspielen, damit am Ende eindeutig Mann oder Frau resultieren. Vieles muss und kann passieren. Chromosomen, Gene und Hormone (während der Schwangerschaft im Bauch) entscheiden über die Biologie von männlich, weiblich oder Abweichungen davon. Und ebenso entscheiden sie bezüglich der Prägung einer männlichen oder weiblichen Hirnstruktur, welche wiederum nicht zwingend eindeutig mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen muss.
Zwischen Zeugung und Geburt passieren Entwicklungsphasen, die Zeitfenster öffnen für die Ausbildung gewisser Fähigkeiten, beispielsweise räumliches Sehen, also dreidimensionale Vorstellung. Bekommt in diesem Entwicklungszeitraum der Embryo männliche Hormone ab, egal ob genetisch männlich oder weiblich, wird im Aspekt „3D-Vorstellung“ das Hirn männlich gepolt. Bleiben hingegen während dieses Zeitraums die männlichen Hormone aus, egal ob der Embryo genetisch Männlein oder Weiblein ist, wird das Hirn in diesem Aspekt weiblich gepolt. Es spielen also nicht nur die Faktoren Chromosomen, Gene, Hormone eine Rolle, sondern eben auch graduelle Unterschiede (in der stufenweisen Entwicklung des Hirns). Deshalb könnte man sagen, es ist eine Lotterie, wie wir werden.
DIE ENTWICKLUNG DES SEX – DES GESCHLECHTS
Bis zur siebten Schwangerschaftswoche sind die Genitalien in der Anlage von Männlein und Weiblein gleich, unspezifisch, weder männlich noch weiblich. Männliche und weibliche Embryonen entwickeln zunächst identisch aussehende Geschlechtshöcker und -falten als Vorstufe der inneren und äusseren Geschlechtsorgane. Noch können sich diese Anlagen in die weibliche und männliche Richtung entwickeln, wobei die Entwicklung zum weiblichen Organismus die Grundform darstellt.
Für die Entwicklung eines männlichen Erscheinungsbildes sind zusätzliche genetische Informationen notwendig. Fehlen diese Informationen, entwickelt sich der Embryo automatisch zum weiblichen Organismus. In der achten Woche beginnt im Körper von Embryos mit männlicher Anlage die Produktion von männlichen Hormonen (vom Uterus ausgehend). Vera Birkenbihl nennt es „im Fichtennadelbad von Testosteron gebadet werden“.
Dadurch schließen sich die winzigen sichtbaren „Scheidenlippen“ und formen sich zur sogenannten Penisnaht, die von der Vorhaut über das Vorhautbändchen und den Hodensack bis zum Damm verläuft. Ab der zwölften Schwangerschaftswoche sind bei weiblichen und männlichen Embryos die unterschiedlichen Genitalien gut sichtbar. Wobei sie sich aus denselben „Bestandteilen“ zusammensetzen, nichts davon geht verloren. Die Schwellkörper der Klitoris der Frau beispielsweise sind praktisch identisch mit den Schwellkörpern des Penis.
SIND X (WEIBLICHES CHROMOSOM) UND Y (MÄNNLICHES CHROMOSOM) EBENBÜRTIG?
Auf dem männlichen Y sitzen 32 – 36 Gene. Auf dem weiblichen X hingegen sitzen mindestens 5000 Gene. Zum Beispiel erbt ein Junge die Intelligenz von der Mutter, ebenso wie ein Mädchen, weil die Intelligenz vom X kommt. Auf dem Y-Chromosom sitzen diejenigen Informationen, die das Männchen zum Männchen machen.
WAS KANN PASSIEREN?
Das Ei ist immer weiblich. Mit ganz wenigen Ausnahmen. Das Ei hat also ein X. Verschmilzt das Ei mit einem Spermium, welches ein X transportiert, entsteht XX, also ein Mädchen. Transportiert das Spermium ein Y, entsteht ein Junge, also XY. Bei einer seltenen dritten Variante ist im Spermium überhaupt nichts drin. Auch dieses befruchtete Ei wird ein Kind, aber mit unbestimmtem Geschlecht.
So wird ein Mann ein Mann – Chromosomen XY
Die Genetik ist männlich. In der 7. Schwangerschaftswoche wird der männliche Heranwachsende in den männlichen Hormonen, die vom Uterus kommen, gebadet (Fichtennadelbad). Wenn das geschieht, wird die Hirnarchitektur männlich angelegt. Ist die „Zugabe“ der Hormone während der Entwicklung des Hirns durchgängig männlich (theoretisch), kann ein „ganz“ männliches Gehirn entstehen.
Die inneren Geschlechtsorgane werden ebenso männlich wie die äusseren. In der Pubertät entwickelt sich der Knabe zum Mann. Das Umfeld behandelt ihn wie einen Jungen und einen Mann. Also sagen wir – das ist ein Mann geworden.
So wird eine Frau eine Frau – Chromosomen XX
Die Genetik ist weiblich. Die Entwicklung verläuft wie bei XY, nur erhält der Embryo kein Testosteron-Hormonbad. Geschieht also kein Kommando „mach es männlich“, wird es im Zweifelsfall immer weiblich. Die Hirnstruktur ist weiblich. Gibt’s keine (zufällige) Zugabe von männlichen Hormonen in der Hirnentwicklung (theoretisch), entsteht durchgängig ein ganz und gar weibliches Gehirn.
Die inneren wie die äusseren Geschlechtsorgane werden weiblich. In der Pubertät entwickelt sich das Mädchen zur Frau. Das Umfeld behandelt sie wie ein Mädchen und eine Frau. Also ist sie eine Frau geworden.
Etwa 75 Prozent der Menschen passen einigermassen
in das weiblich-männlich Schema.
Das leere Spermium – eine X-Frau
In diesem Fall ist die Genetik nicht klar. Die Hormone sind im Zweifelsfall weiblich. Da Intelligenz und alles andere vom X-Chromosom kommen, wird auch das Ei, welches mit einem leeren Spermium befruchtet wurde, ein überlebensfähiges Lebewesen. Eine X-Frau. Diese Variation nennt man TURNER-Syndrom.
Die Hirnarchitektur wird total weiblich, weil gar nichts Männliches diese beeinflussen kann. Die inneren Organe können aber nicht weiblich werden, weil sich ohne ein zweites X keine Eierstöcke bilden können. Also ist Innen nichts Weibliches, aber auch nichts Männliches.
Äusserlich wird sich das Geschlechtsorgan weiblich entwickeln, in der Pubertät entwickeln sich weibliche Geschlechtsmerkmale (mit eventuell Problemen). Die Umwelt sieht eine Frau und behandelt sie als Frau. Die Frau selbst entwickelt eine ausgesprochene Weiblichkeit mit sehr weiblicher Ausstrahlung, ist aber zu ihrem grossen Leid steril. In ihr ist ein starkes Bedürfnis, Frau und Mutter sein zu wollen, sie kann aber nicht.
Mann? Frau? Beides? - Intersexualität?
Ein Mann, der auch eine Frau ist und eine Frau, die auch ein Mann ist. Ganz so einfach ist die Sache nicht. Oft zeigt sich erst später, ob die- oder derjenige intersexuell ist. Intersexualität oder Intergeschlechtlichkeit ist ein Oberbegriff, der zahlreiche angeborene Erscheinungsformen umfasst, bei denen die körperlichen Geschlechtsmerkmale weiblich und männlich zugleich sind, in unterschiedlicher Ausprägung. Intersexuelle lassen sich nicht alle in ein und dieselbe Schublade stecken.
Ein Mann wird zu einer Frau – außen Mädchen, innen Junge – das Androgenresistenz-Syndrom AIS
Genetisch hat der Embryo einen männlichen Chromosomensatz XY, aber mit einem genetischen Defekt. 80 Prozent der genetischen Defekte tauchen bei männlichen Lebewesen auf. Die Medizin unterscheidet zwischen kompletter oder vollständiger Androgenresistenz (AIS - Androgen Insensitivity Syndrome). Es entwickeln sich Hoden, die männliche Hormone wie Testosteron ausschütten. Aber die Zell-Rezeptoren reagieren nicht auf das Hormon Androgen, das normalerweise die Entwicklung männlicher Merkmale stimuliert. Der Körper versteht also nicht, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Die Keimdrüsen produzieren zwar Androgene, aber sie werden blockiert, und obwohl das genetische Geschlecht männlich ist, wächst bereits im Mutterleib ein scheinbar weibliches Kind heran.
Die äußeren Geschlechtsmerkmale einer Frau sind vorhanden, aber nicht die inneren. Gebärmutter und Eierstöcke entwickeln sich nicht. Stattdessen gibt es im Bauchraum Hoden, also männliche Merkmale. Normalerweise wandern die Hoden vor der Geburt nach außen. Das ist bei AIS nicht der Fall. Entsprechend schwierig ist die Diagnose, und sie kommt meist relativ spät. Sie ist erst möglich, wenn die Betroffenen in die Pubertät kommen. Die Menstruation bleibt aus, es wachsen keine Haare an den weiblichen Genitalien und unter den Achseln. Das Mädchen ist also genetisch gesehen ein Junge.
AIS-Frauen sind Modell-Frauen. Gross, langbeinig, straffer Busen, sportlich, kaum Körperbehaarung, ausgestattet mit einem aussergewöhnlich stabilen Immunsystem. Weshalb das so ist, weiss man nicht. Diese Frauen sind Models, Schauspielerinnen, Top-Athletinnen. Geboren werden 1:20‘000. Im Sport vermutet man mindestens 1:500. Die Dunkelziffer ist hoch.
CAIS ist die Bezeichnung für eine komplette Androgenblockade (Complete Androgen Insensitivity Syndrome). PAIS ist eine partielle AIS (Partiell Androgen Insensitivity Syndrome). Bei Menschen mit PAIS kann sich zum Beispiel ein extrem kleiner Penis entwickeln, aber keine Vagina und keine Brüste.
MAIS ist eine minimale AIS (Minimal Androgen Insensitivity Syndrome) Das heißt: Die Person hat insgesamt ein männliches Aussehen, allerdings nur geringen Bartwuchs und minimale Körperbehaarung sowie ein Mangel an Androgenen. Auch die Spermabildung kann beeinträchtigt sein.
Eine Frau wird zu einem Jungen - Außen Junge, Innen Mädchen - Adrenogenitales Syndrom (AGS )
Diese Kinder werden mit weiblichen Chromosomen geboren. Sie bilden allerdings mehr Androgene wie etwa Testosteron, als es bei Mädchen normalerweise der Fall ist. Aufgrund einer Enzymstörung kommt es schon vor der Geburt zu erhöhten Testosteron-Werten. Das genetisch weibliche Kind kommt mit einem Genital auf die Welt, das wie eine größere Klitoris oder wie ein kleiner Penis aussieht. Genetisch ist es ein Mädchen, hat also Eierstöcke und Gebärmutter, sieht aber aus wie ein Junge.
Eine äusserst seltene Form der Intersexualität - Hermaphroditismus verus
Sowohl Eierstöcke als auch Hoden sind vorhanden. Der Chromosomensatz ist meist männlich. Die körperliche Entwicklung ist unterschiedlich. So kann es beispielsweise zu einer Mischform von Klitoris und Penis kommen mit großen und kleinen Schamlippen. Die Hoden produzieren ausreichend Hormone, aber die Reifung der Spermien ist gestört. Es kann auch eine Gebärfähigkeit vorliegen. Eine Eigenbesamung ist nicht möglich.
ZAHLEN
Biologie. Mediziner gehen von vielen verschiedenen Formen und Varianten der Intersexualität aus und vermuten, dass eines von 2.000 bis 5.000 Neugeborenen mit einem nicht eindeutigen Geschlecht zur Welt kommt. Das entspricht 0,02 bis 0,05 Prozent der Bevölkerung. Andere schätzen die Zahl der Intersexuellen höher ein. In Deutschland auf etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung oder 0,007 Prozent der Neugeborenen. 2017 hat es das deutsche Bundesverfassungsgericht möglich gemacht, die Intersexualität als „ein drittes Geschlecht positiv“ im Personenstandsrecht eintragen zu lassen. Neben den üblichen Eintragungen „männlich“ und „weiblich“ ist mittlerweile ein weiterer Eintrag für „divers“ amtlich.
Anziehung/Orientierung und Identität. Gefragt nach ihrer Sexualität bezeichnen sich in einer Umfrage gegen 10 Prozent der Europäer aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Polen und Ungarn als etwas anderes als "ausschließlich heterosexuell", eingeschlossen in die Umfrage sind auch Trans und non-binäre Menschen (möchten keinem der beiden Geschlechter zugewiesen werden).
Trans oder non-binäre Menschen (Identität). Trans oder non-binär beruht auf dem Empfinden der betreffenden Person. Menschen, die nicht Trans sind (also die meisten Menschen), bezeichnet man als Cis Menschen. Zahlen zu Trans oder non-binären Menschen werden extrem unterschiedlich angegeben. Einige Sexualwissenschaftler sprechen von weniger Menschen als Intersexuelle, andere gehen von etwa gleich vielen aus. Doch vor allem nimmt die Trans-Identität zu. Bedenklich ist nicht allein die Zunahme, sondern vor allem auch die damit einhergehenden operativen Umwandlungen bzw. Anpassungen. Und ebenso die mit der ganzen Thematik einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen.
Rund 10 Prozent Menschen, die sich in der Sexualität nicht eindeutig dem klassischen männlich-weiblich-heterosexuell Schema zuordnen, versammeln sich unter dem Dach der LGBTQ+ oder der aktuell längsten Erweiterung LGBTQQIP2SAA (Steht für (engl.) Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer, Questioning, Intersex, Pansexual, Two-Spirit, Asexual, Aromantic. Zu Deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans, Queer, zweifelnd (Also Personen, die sich nicht sicher sind), Intersexuell, Pansexuell, Two-Spirit (Ein Neologismus der Ureinwohner*innen Amerikas zur Bezeichnung eines dritten Geschlechts), Asexuell, Aromantisch).
Rund 90 Prozent der Menschen ordnen sich eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugehörig ein und fühlen sich auch zum Gegengeschlecht sexuell hingezogen.
ES GIBT NUR EINEN EINZIGEN LOBBY-TOPF DER SEXUELLEN VIELFALT
Der „grosse“ Topf ist das entscheidende Problem. Erstens befinden sich in der LGBTQ+ Community so viele Identitäten und Abstufungen, dass es schwierig ist, jeden Menschen nur schon sprachlich mit einzubeziehen. Gleichzeitig wird eine nötige Abgrenzung von Biologie, Identität und Anziehung/Orientierung nahezu unmöglich. Wer sich der einen Gruppe zugehörig fühlt, fühlt sich zudem auch den Anliegen einer anderen Gruppe der Community solidarisch verpflichtet.
Die LGBTQ+ Bewegung kämpft berechtigt gegen bestehende Ressentiments, gegen Diskriminierungen und für Akzeptanz. Darin wird sie unterstützt von gesellschaftlichen und politischen Interessengruppen, was der Bewegung in der allgemeinen Wahrnehmung eine grössere Gestalt gibt, als sie tatsächlich darstellt. Die Bewegung ist in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit der Gender-Forschung und mit Gender-Mainstreaming verbunden. Die Gefahr ist gross, dass die Durchsetzung der Anliegen dieser 10 Prozent auf Kosten der Errungenschaften viel grösserer Gruppen geschieht, allen voran von Kindern und Frauen – und ebenfalls brisant – auch auf Kosten von Gruppen innerhalb von LGBTQ+. Es wird - wieder einmal - kompliziert.
Ohne Menschen der LGBTQ+ Bewegung zu diskriminieren, sollten wir uns der Probleme bewusst werden, die Forderungen der Bewegung auslösen. Nicht die Menschen sind das Problem, sondern wie wir die Anliegen dieser Menschen sowohl bejahend als auch verneinend handhaben. Es gilt, die eine Diskriminierung gegen die andere abzuwägen und Konsense zu finden. Es gilt zu beachten, wo Rechte der Einen die Rechte der Anderen einschränken. Wo Rechte Vieler durch Rechte Weniger in unguter Weise drohen, beschnitten zu werden.
Darüber mehr in den nachfolgenden BLOGs
“WIE WIR DIE SEXUELLE VIELFALT HANDHABEN, WIRD ZUM PROBLEM!”
Sehr eindrückliche Statements einer Betroffenen mit CAIS (außen Mädchen, innen Junge)