Ein Nachtrag zu Polyamorie
Der grosse Theologe Karl Barth hat sie gelebt. Doch wie so häufig einseitig. Er hatte eine zweite Liebe, seine Frau Nelly Hoffmann nicht. Zu dritt haben Karl, Nelly und Charlotte von Kirschbaum unter einem Dach mit den Kindern von Karl und Nelly zusammengelebt, erst in Münster, dann in Basel. Mit mehr Tiefen als Höhen, wie die schriftlichen Hinterlassenschaften zeigen. Barth nannte die Menage à Trois eine «Notgemeinschaft zu dritt». Alle haben wahnsinnig gelitten darunter, was durch die Briefe zwischen Karl und Charlotte sehr deutlich wird, die erst 2008 öffentlich wurden.
Charlotte von Kirschbaum war Karl Barths theologische Muse aber auch Geliebte, auf die er nicht verzichten wollte. Mit dem Einzug von Lollo im Hause Barth war von vornherein klar, dass zu der Freude an der Arbeit auch eine „von allen dreien zu tragende Traurigkeit“ hinzukommen würde. Diese hat sich nie ganz aufgelöst, auch wenn neben den “strengen” Zeiten manchmal auch „humoristischen Seiten“ Platz hatten. Doch immer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Gemeinsam sind die drei Menschen begraben. Wer Karl Barths Grab auf dem Friedhof Hörnli bei Basel aufsucht, sieht auf dem schlichten Grabstein des Familiengrabs neben seiner Frau auch den Namen «Charlotte von Kirschbaum».
Eine von vielen Quellen: «Sie gehört nun einmal zu mir» | Der Bund