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FROMME AUFKLÄRERIN - GESEHEN VON LINKS
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by Veronika Schmidt in Christliche Lebenswelt, fromm & sexy, Gender, Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung, Gott, Interview, Kirche, Rollenbilder, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, Sexualethik, Aufklärung, Aufreger, Bibel, 2021
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by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, Christliche Lebenswelt, falsche Scham, Gott, Selbstverantwortung, Sexualethik, 2020, Pädagogik
foto: chermiti mohamed
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Ist es möglich, aus wenigen Bibelversen eine allgemeingültige Sexualethik zu formulieren? Ohne Berücksichtigung von anderen Wissenschaften wie Sexologie, Psychologie, Soziologie, Ökonomie, Gesundheit, Medizin u.u.u. oder auch Pädagogik? Kommt das gut? Vermutlich nicht. Nicht beim Sex, nicht bei der Frauenfrage, nicht bei den Geschlechterrollen, nicht beim Geld, nicht in der Erziehung. Eigentlich in gar keinem Bereich des Lebens. Bibelverse-Klauberei wird nicht funktionieren. Und wo sie trotzdem einseitig geschieht, nenne ich es “Arroganz der Theologie”. Arroganz der Theologie ist dann gegeben, wenn im Namen der Bibel beispielsweise Sexbücher oder Erziehungsbücher geschrieben werden, ohne fachliche Kenntnisse und ohne Berücksichtigung anderer Disziplinen und derer entsprechender Erkenntnisse.
Gerade die Pädagogik hat einiges zum Thema Sexualethik zu sagen. Pädagogik ist heute sehr gut erforscht. Man weiss heute, was Kinder brauchen, damit sie zu verantwortungsbewussten jungen Erwachsenen heranreifen. Wie sie sich zu reifen Persönlichkeiten entwickeln. Wie man Kinder kompetent macht, damit sie zu kompetenten Menschen werden. Wo Sexualethik diese Erkenntnisse nicht mitberücksichtigt, verfehlt sie ihr Ziel.
Ich kenne keine einzige “biblische” Sexualethik, die nicht letztlich bei den Verboten strandet und mehr oder weniger offensichtlich die Sexualität beschämt bis abwertet. Keine, die es schafft, konsequent aufzuklären, statt einfach in der Moral festzustecken. Keine, die junge Menschen befähigt und ihnen zutraut, selbst gute Entscheidungen zu treffen. Der christlichen Lebenswelt fehlt das “WIE”.
Wollen wir junge Menschen positiv prägen, müssen wir etwas von Pädagogik verstehen und sie durch Vorbild führen. Dabei ist unsere Haltung absolut entscheidend in Bezug auf das Resultat. Beziehung ist im Jugendalter wichtiger als Erziehung. Deshalb sagt Paulus in 1. Kor. 4:15, dass wir zwar Zehntausend Zuchtmeister oder Erzieher oder Besserwisser hätten, aber nur wenige Väter und Mütter. Was will er damit sagen? Dass wohl nur wenige Menschen fähig sind, mit ihnen anvertrauten Menschen echte Beziehung zu leben und durch Vorbild zu führen. Wer das perfekt konnte? Jesus. Er war/ist Pädagogik!
Das Interview ist in Schweizerdeutsch
HIER IST EINE TEXTZUSAMMENFASSUNG
by Veronika Schmidt in Aufreger, Christliche Lebenswelt, Endlich Gleich!, Feminismus, fromm & sexy, Geschlechtergerechtigkeit, Gleichberechtigung, Gleichstellung, Gott, Identität, Kirche, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sexualethik, Zusammenleben, 2020
“Wer die Zukunft verändern will, muss die Gegenwart stören.”
Catherine Booth
Mitbegründerin der Heilsarmee und Vorkämpferin für Frauenrechte
Doch wer will gerne freiwillig eine Spassbremse und ein Störenfried, eine Störenfrieda, eine EVAlutionärin sein? Indem er oder sie andere in Erklärungsnot bringt, statt einfach mitlacht, lächelt oder schweigt oder jede Unstimmigkeit sofort zu schlichten und zu glätten versucht? Wer will freiwillig Worte wie Sexismus oder Rassismus in den Mund nehmen oder an der eigenen christlichen Lebenswelt Kritik üben, obwohl damit die Stimmung ungemütlich wird? Sara Ahmed selbst erklärt in ihrem Buch “Das Glücksversprechen” (2010), dass sie selbst nicht immer eine feminist killjoy war. Sie habe jahrelang über jedes Unrecht hinweggelächelt - aus Angst, sie könnte andere vor den Kopf stossen. Doch dann habe sie angefangen, zu ihren Ansichten zu stehen, und habe gemerkt, das sei keine dankbare Rolle.
Oh nein, dankbar ist diese Rolle nicht. Aber vielleicht notwendig. Oh ja, es ist nicht angenehm, die zu sein, die dafür sorgt, dass die Stimmung im Eimer ist. Die zu sein, die zu hören bekommt: “Ach, die schon wieder! “ So, wie feminist killjoys, müssen auch evangelical killjoys damit rechnen, dass man ihnen vorwirft: “Es war doch alles gut, bis du mit deinem Gstürm anfingst!” “Jetzt rede doch nicht die ganze Zeit über Gleichberechtigung oder Sexualität, das macht doch alles nur noch schlimmer!” “Du bist eine Unruhestifterin und verführst die Leute!” “Du verunsicherst und verwirrst die Leute!” So, als würde das Darüberreden das Problem mit der Sexualität und der Ungleichheit in der christlichen Lebenswelt erst heraufbeschwören - oder am Leben erhalten.
Dabei ist es genau andersherum. Feminist killjoys oder evangelical killjoys sprechen über entsprechende Benachteiligungen, Unstimmigkeiten und Problemfelder, weil es sie gibt und weil wir Wege finden sollten, sie zu überwinden. Nicht weil sie recht haben wollen, sondern weil die Kritik berechtigt ist und im Bewusstsein gehalten werden soll. Oftmals wenn Unrecht benannt wird, stört das vor allem jene, die gar nicht unmittelbar davonbetroffen sind. Oftmals geht es ihnen auch nicht darum, das genannte Problem wirklich anzuschauen, sondern die Kirche im Dorf zu behalten.
Der einfachste Weg vom Problem abzulenken ist, den Überbringer oder die Überbringerin der schlechten Botschaft anzugreifen und zu diskreditieren. Man spielt auf den Mann, auf die Frau. Nach dem Motto - benennst du ein Problem, wirst du zum Problem. Das Problem selbst zu besprechen wird möglichst umgangen. Als Frau wirst du ganz schnell als emotional instabil deklariert. Die Emotionalität wird das Problem. Der Begriff dafür ist “tone policing “ - Tonpolizei. Tone policing kritisiert eine Person (vorzugsweise Frauen) dafür, dass sie Emotionen zeigt oder ausdrückt. Die “Tonüberwachung” stellt die Gültigkeit einer Aussage infrage, indem sie den Ton angreift, in welchem die Nachricht präsentiert wurde, und nicht die Nachricht selbst. Vor allem natürlich auch dann, wenn die Aussage, die aufregt, nicht schlüssig entkräftet werden kann.
Vor allem Frauen wird ihre Emotionalität zur Waffe gemacht, die sich gegen sie selbst richtet. Besonders die Wut. Im Gegensatz zu Frauen wird Männern Wut zugestanden, sie wird situativ sogar erwartet. Frauen wird immer eingetrichtert, dass ihre Wut nicht berechtigt sei, dass ihre Wut eine Übertreibung ist, dass sie unweiblich ist und ihnen schlussendlich zum Nachteil gereicht. Wut ist etwas, das Frauen und Mädchen nicht ausdrücken sollen, weil es sie hässlich und unsympathisch macht. Oder die Pointiertheit. Was einem Mann zur Ehre gereicht, macht eine Frau ungeniessbar.
Letzthin meinte ein Mann, man würde mir vermutlich eher zuhören, wenn ich mich weniger pointiert ausdrücken würde. Abgesehen davon, dass mir sehr viele Leute zuhören, die Frage ist nur welche, attestiert man pointierten Männern per Definition eher eine deutliche, genaue, gezielte und treffende Ausdrucksweise, während man Aussagen pointierter Frauen als scharf, überspitzt und zugespitzt bezeichnet. Fleissig wird perfide über mich herumgereicht, dass ich verletzt sei. Veronika Schmidt sei eine verletzte Persönlichkeit, die sich nun in der Öffentlichkeit Geltung verschaffen wolle. Angewandtes tone policing, mit dem man alle angesprochenen Themen versucht unter den Tisch zu wischen.
Kann ich das aushalten? Ja, ich kann! Weil ich weiss, dass Gott mein Herz ansieht. Weil ich ein total stabiles Umfeld von Paarbeziehung, Familie und Freunden habe. Weil ich von mir selbst weiss, dass ich mich in meinem sechzig Jahre dauernden Leben mit viel Herzblut und unbemerkt von der Öffentlichkeit kompetent und nachhaltig für viele Menschen und Projekte eingesetzt habe. Brauche ich die Öffentlichkeit? Um Himmelswillen nein! Ich habe sie nie gesucht. Ich würde sie meiden, wenn mir nicht die Sache am Herzen liegen würde. Das Unbehagen und die Not vieler Menschen in der christlichen Lebenswelt haben mich dazu gebracht, über Sex, sexuelle Gerechtigkeit und Geschlechterungerechtigkeit zu schreiben und zu reden, was mich vor gerade mal sechs (!) Jahren an die Öffentlichkeit spülte. Braucht die evangelikale Öffentlichkeit mich als evangelical killjoy? Offensichtlich schon. Solange Gott will, werde ich bleiben.
by Veronika Schmidt in Aufklärung, Christliche Erziehung, Identität, Pädagogik, Sex & Kinder, Sexualethik, Sexualität allgemein, 2020
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Umgang mit Pornografie - Webseiten
by Veronika Schmidt in Aufklärung, Christliche Lebenswelt, Sex & Kinder, Selbstverantwortung, Sexualethik, 2020
foto: robert collins
foto: robert collins
Sexualerziehung ist nicht schwer mit einer positiven vertrauensvollen Erziehungshaltung. Aber vielleicht ist es tatsächlich schwer, eine solche förderliche Haltung zu erlangen. Die christliche Erziehung ist nach wie vor nicht frei von Moral und Gesetzlichkeit, wie eben leider häufig auch nicht unsere Vorstellung von Glaube an sich. Vielleicht ist ein moralisierender Reflex tief in unserem Menschsein verankert. Denn schon Paulus mahnte an:
Denn wenn ihr zehntausend Zuchtmeister in Christus hättet, so doch nicht viele Väter (und Mütter). 1.Kor 4.15
Nach Paulus gibt es viele Zuchtmeister, doch wenig gelebte bedingungslose Liebe, denn das bedeutet Mutter- und Vaterschaft. Und darauf kann sich eine sinnvolle Erziehung aufbauen. Jesus verkörpert den neutestamentlichen Beziehungsgott der Mitverantwortung und Wertschätzung, und Paulus lehrt in uns. Das moralische Ideal von uns Christen sollte sich deshalb am “lebendigen Wort Gottes” (Jesus) orientieren, an gelebter Nachfolge von ihm, auch in der Erziehung. Matthäus lässt Jesus sagen:
Entweder macht den Baum gut, dann ist seine Frucht gut, oder macht den Baum faul, dann ist seine Frucht faul. Mth 19.14
“Kinder kommen weder gut noch schlecht auf die Welt. Wie sie werden, hängt vor allem von der Geborgenheit und Zuwendung ab, die sie erhalten, und von den Vorbildern, die sie im Verlaufe der Kindheit erleben.” Das sagt der Erziehungsexperte Prof. emer. Dr. Remo Largo. Weiter äusserte er sich im Interview in einer Studie zu christlicher Erziehung (Punkt 9): “Eine kindorientierte Erziehung basiert auf einer guten Beziehungsqualität, die hohe Ansprüche an die erzieherische Kompetenz und das zeitliche Engagement von Eltern und anderen Bezugspersonen stellt. (…) Das Neue Testament, das ja für unseren Glauben wegleitend sein sollte, handelt von der Liebe und der Sorge um die Schwachen und dazu gehören auch die Kinder. (…) Ich empfehle den Eltern dringend, sich an Jesus und seine Botschaft zu halten.” Und weiter führt er aus zu gesetzlichen Vorstellungen: “Diese Vorstellungen beherrschen ja nicht nur das erzieherische Verhalten der Eltern, sondern auch ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Wertvorstellungen. (…) Genauso wie sich sich dem Diktat einer Gottesvorstellung unterziehen, so wollen sie auch über ihre Kinder bestimmen. Je rigider und machtorientierter diese Vorstellungen sind, desto autoritärer fällt die Erziehung aus.”
Ich bin ursprünglich Sozialpädagogin und war über Jahrzehnte in leitender Funktion im stationären Kinder- und Jugendbereich tätig. Ich habe dazu hunderte von Elternpaaren beraten. Im Laufe dieser Zeit habe ich in einem kleinen sexualpädagogischen Konzept eine förderliche erzieherische Grundhaltung skizziert:
VON VERONIKA SCHMIDT
Allgemeine pädagogische Prinzipien gelten genauso für die Sexualpädagogik. So, wie es keine christliche Pädagogik gibt (oder christliche Medizin etc.), sondern nur Christen, welche nach erwiesenen hilfreichen pädagogischen Erkenntnissen handeln, gibt es auch keine christliche Sexualpädagogik, sondern nur Sexualpädagogik im christlichen Kontext. Diese Pädagogik sollte auf sinnvollen, erforschten und validierten pädagogischen Prinzipien beruhen:
Erwachsene müssen sich erst selbst kompetent machen und kompetent erleben. Nur wer zu seinem Körper und seiner eigenen Sexualität ein unverkrampftes Verhältnis hat, kann unverkrampft darüber sprechen. Wir sind sexuelle Wesen und der Umgang damit muss gelernt werden. Nur wer Wissen hat, kann Wissen vermitteln. Nicht nur Biologie und Aufklärung sollte vermittelt werden, sondern auch die Beziehung zum Körper und der Umgang mit Gefühlen. Eine gute Beziehung zum Körper fördern beinhaltet alle Formen der Sinnlichkeitserziehung: Spiel, Spass, Natur, Schönheit, Sport, Tanz, Kreativität, Wasser, Erde, Luft usw. Sexualität sollte altersangepasst Gesprächsthema bleiben durch die ganze Kindheits- und Jugendphase hindurch. In der Familie sollte Sexualentwicklung natürlich in die Persönlichkeitsentwicklung eingebunden sein. Die reflektierende Frage an mich lautet, wie kompetent fühle ich mich in Bezug auf meine eigene Sexualität?
Kinder nehmen vor allem das wahr, was ich (vor) lebe, viel mehr als das, was ich sage. Sie spüren sehr genau, wie authentisch ich bin. Die reflektierende und überprüfende Frage in der Pädagogik sollte immer lauten: Was lernt mein Kind (schaut es ab) durch mein Verhalten? Was vermittle ich den Kindern nornverbal?
Einige Erzieher-Fehler sind: etwas unterlassen - nicht hinschauen - nicht nachfragen - keine Anleitung geben - überfordern. Rigidität (Sturheit und Strenge der Eltern) kann Trotz hervorbringen. Zu viel Umsorgen und Verschonen hingegen bringt Verantwortungslosigkeit. Dem Kind wenig zutrauen wiederum bringt ängstliche oder verwöhnte Kinder hervor. Die reflektierende Frage an uns bei Erziehungsschwierigkeiten lautet, was habe ich unterlassen oder provoziert?
Erst das Fehlende provoziert den Fehler. Wir sollten nicht in erster Linie Anstoss nehmen am Versagen, Fehlverhalten des Kindes – sondern uns selbst sagen (lassen), dass wir etwas übersehen, unterlassen haben, in dessen Folge das Kind in seiner Entwicklung der betreffenden Situation nicht standhalten kann. Haben wir übersehen, dass unserem Kind genügend Annahme, Geborgenheit, Zeit, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Liebe und Zutrauen von unserer Seite fehlt? Das Vorgehen gegen Fehler birgt immer die Gefahr der Überreaktion. Aber auch unsere Nicht-Reaktionen sind ein Problem, wenn es klare Ansagen braucht bei Grenzverletzungen etc. Die prüfende und reflektierende Frage lautet, was fehlt dem Kind?
Das Gute kann nicht einfach erzwungen werden. Keine Massnahmen nützen etwas, die nicht vom Boden eines Vertrauensverhältnisses heraus geschehen. Liebe heisst grundsätzlich – Reichsein im Dazugehören und Teilhaben. Zugehörig und teilhabend erlebt sich ein Kind, das mit einbezogen und um seine Meinung gefragt wird. Verantwortung wächst – kann nicht eingefordert werden. Vertrauen wird geschenkt – und kann nicht eingefordert werden. Die sexuelle Neugier vom Kind muss genutzt werden, ohne aufdringlich zu sein. Trotzdem sollte ich Gespräche auch selbst in Gang bringen können, denn nicht alle Kinder fragen nach. Reflektierende Frage an mich: Kann ich diese Person sein, die das Gespräch fördert mit dem Kind über Themen wie Glaube, Zusammenleben, Gesellschaft, Zeitgeschehen, Politik, Sexualität? Sind das alles für mich „ganz normale“ Themen?
Je mehr Kinder und Jugendliche über Sexualität wissen, desto länger warten sie mit dem ersten Mal, dem ersten Geschlechtsverkehr. Leitplanken entstehen durch Gespräche, nicht durch Regeln. Dadurch erworbene Haltungen werden von den äusseren (Eltern, Gesellschaft) im besten Fall zu inneren eigenen Werten und innerem Halt (eigenständig, selbstverantwortlich), aber nur, wenn das Kind uns liebt und uns vertraut. Erziehung ist Beziehung. Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, sollten wir in erster Linie auf unsere Erziehung vertrauen und in jedem Fall ansprechbar bleiben. Frage ich ab und zu mein Kind: Wie geht es dir? was beschäftigt dich? was regt dich an mir auf?
Gut gemeinte Strenge kann in die Verfehlungen hineintreiben. Doch was tut Not? In der geschichtlichen Entwicklung war und ist viel Rigidität, Abspaltung der Biologie von Lust und Emotionen. Sexualität hat mit Beziehung zu sich selbst zu tun. Kinder lernen an sich selbst Zärtlichkeit. Sie lernen an der eigenen Sexualität. Sie sollten neugierig sein dürfen auf ihre eigene Sexualität. Gerade deshalb brauchen Kinder auch Privatsphäre. Kinder müssen im Gegenzug aber auch lernen, die Privatsphäre anderer zu respektieren, was ihnen nicht gelingt, wenn ihre eigene Privatsphäre nicht respektiert wird. Übersexualisierte Kinder und Jugendliche haben keinen gesunden Umgang mit Sex gelernt. Sex im Teenie Alter ist oft eine Frage des mangelnden Selbstwerts. Deshalb gilt es, Kindern folgende Lebensfähigkeiten zu entwickeln helfen: gutes Selbstgefühl – guten Selbstwert – Grenzen setzten können. Wer die Grenzen des Kindes respektiert und selbst Grenzen setzen kann, lehrt sein Kind Grenzen zu setzen, zu achten und zu akzeptieren. Kinder müssen lernen STOPP zu sagen. Wir müssen die Kinder lehren in kurzen Sätzen zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Müssen sie lehren klare Ansagen zu machen! Kinder sollten das auch üben in Rollenspielen.
Ergänzende Blogs:
Vulva und Vagina - Wissen für jede Frau, jeden Mann, jedes Kind
Leider gibt es fast keine christliche Aufklärungsliteratur für Kinder und Jugendliche, die fachlichen Kriterien standhält. Ein paar Qualitätsmerkmale sind: Wird die Klitoris als weibliches Lustorgan überhaupt erwähnt und wird Informationen darüber genügend Aufmerksamkeit geschenkt? Wird Selbstbefriedigung als positiv bewertet? Ist der Tonfall des Buches Sexualität gegenüber wertschätzend und nicht problemorientiert? Gute Kinderbilderbücher für Kleinkinder hingegen gibt es viele, sowohl christliche wie säkulare.