Die bedingungslose Gleichberechtigung der Geschlechter lässt sich nicht von der Geschichte der Sexualität trennen und hat mit der Geschichte der Frau zu tun. Die Frage der Sexualität ist gleichzeitig die von Freiheit und Gerechtigkeit der Geschlechter, verbunden mit Selbstverantwortung. Deshalb müssen wir über Sex reden und das grosse Bild sehen, wie Gott es gemeint haben könnte. Weckt in euch die Sehnsucht nach starken Männern und starken Frauen, vollkommen gleichgestellt. Miteinander, mit sich selbst und mit dem Schöpfer versöhnt.
"STOPP SEX" - DIE ABSCHRECKUNGSBILDER
foto by keila hötzel on unsplush
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Liebe Veronika
Ein in freikirchlichen Kreisen häufig genanntes Argument für das Warten mit dem Sex ist, dass Sexualität solch eine tiefe Bindungswirkung habe, dass Sexerfahrungen aus früheren Beziehungen spätere Beziehungen wie auch das Singleleben negativ beeinflussen. Ich habe schon mehrfach das Bild zweier aneinander klebender Knetbälle gesehen, aus denen man etwas herausreißt, wenn man sie trennen will. Gibt es für den Vergleich aus fachlicher Perspektive eine Grundlage? Und wie siehst du die Relevanz des Arguments in der Praxis?
Etwas Kontext zu meiner persönlichen Brille: Natürlich beeinflusst uns jede Beziehung. Meine letzte (und erste) Trennung war sehr hart, aber ich habe aus der Beziehung (in der wir nicht miteinander geschlafen haben) im Endeffekt auch viel positive Lernerfahrung mitgenommen, was mir in meiner aktuellen Beziehung hilft. Ich frage mich, wie anders es wäre, wenn wir Sex gehabt hätten.
Vielen Dank für alles, was Du mit Deinen Texten bewegst!
Jasmin, 25 Jahre
Liebe Jasmin
Trennungen tun tatsächlich weh. Je mehr schöne Dinge man zusammen erlebt hat, je länger die Beziehung dauerte, umso schmerzhafter kann die Trennung sein. War dabei Sex im Spiel, kann es zusätzlich qualvoll werden. Denn man hat sich mit diesem Menschen ganzheitlich verbunden und muss oder will ihn nun wieder loslassen. Natürlich sagen wir im Volksmund: “Ein Teil von mir geht mit dem anderen mit.” Doch das sagen wir eher in Bezug auf den Verlust einer liebevollen, positiven Beziehung. Trennung bedeutet immer Abschied nehmen und Loslassen von Gutem und Schwierigem. Dass man aber mit gehabtem Sex für immer beschädigt sein soll, was die besagten Bilder suggerieren, das stimmt meiner Meinung nach schlicht und einfach nicht. Ich bin da ganz Deiner Meinung, dass man durch alle Erfahrungen im Leben auch gewinnen kann. Die von Dir erwähnten Bilder wurden eigentlich konstruiert, um jungen Menschen unangenehme Konsequenzen für den Sex vor der Ehe vor Augen zu malen, ganz in der Manier von abschreckenden Bildern auf Zigaretten-Packungen (die übrigens auch nicht vom Rauchen abhalten). Sozusagen “gesagte Dinge” - einfach dahergesagt, spekulativ, nicht biblisch.
Die Bilder zu “Stopp Sex” kursieren in verschiedenen Varianten: «angebissener Apfel», «rausgeschnittene Kuchenstücke», «Klebeband, das irgendwann nicht mehr haftet» oder eben das Bild mit den «Knetbällen, die etwas rausreissen». Alle diese Bilder stimmen deshalb nicht, weil sie von der Annahme ausgehen, dass Sexualität (oder Liebe und Bindung) eine bestimmte Grösse ist, die durch den Gebrauch abnimmt oder sich abnützt. Ganz grundsätzlich widerspricht das dem biblischen Bild von Liebe, welche zunimmt, sich vervielfältigt, wenn man sie teilt. Liebe nützt sich nicht ab, Sex nützt sich nicht ab, im Gegenteil, sie werden bei richtigem und regelmässigem Gebrauch immer besser. Theoretisch.
Wenn schon, müssten wir das Bild umkehren: es bleibt etwas haften, etwas kommt dazu. Damit sind wir bei der Frage, ob das, was haften bleibt oder dazukommt, positiv oder negativ zu bewerten ist. Ob es als gute Erinnerung bleiben darf oder ob wir uns davon befreien sollten. Was entscheidend von der damit verbundenen Erfahrung abhängt, nämlich wie wir den Sex und die Person, mit der wir Sex hatten, erlebten. Aufgrund eines Zufallsfunds der Universität Alberta, Kanada vermuten Forscher sogar, dass bei ungeschütztem Sex das Erbgut des Mannes über die Spermien in den Körper der Frau wandert und sich irgendwo im Körper der Frau anlagert, denn Spermien sind lebendige Zellen. So gesehen kann es durchaus Sinn machen, sich zu überlegen, “wen” man ein Leben lang mit sich rumtragen möchte, falls dem tatsächlich so ist.
Das Schadens-Bild ist auch deshalb nicht schlüssig, weil Sex gesund ist und grundsätzlich nicht gesundheitlich bedenklich. Wobei der Umgang mit der Sexualität selbstverständlich durchaus verhängnisvoll sein kann. Sex ist gesund aufgrund des im Orgasmus ausgeschütteten Hormon-Cocktails und in Bezug auf die mit der Erregung verbundenen Funktionstüchtigkeit der Schwellkörper des Penis und der Klitoris. Die Einsatzfähigkeit der Sexualorgane (gesehen auf die Jahrzehnte hinaus) wird gerade dadurch erhalten, dass man sie “braucht” – umständehalber auch mit sich selbst. Denn die Erektionsfähigkeit des Penis wird durch Erektionen und Ejakulationen sichergestellt, beim jungen Körper sogar automatisch in der Nacht oder mit der “Morgenlatte”. Auch bei der Frau bleibt die Geschmeidigkeit der Vagina (gutes Feuchtwerden) und die Orgasmusfähigkeit besser erhalten, wenn sie regelmässig Erektionen und Orgasmen hat. Was heisst regelmässig? Zwischen 1-3 Mal pro Woche als Richtgrösse könnte man ableiten aus Studien zur sexuellen Zufriedenheit und aus der Tatsache, dass der positive Effekt der ausgeschütteten Hormone auf den Körper etwa 48 Stunden anhält. Doch selbstverständlich spielen dabei auch die persönlichen Bedürfnisse eine Rolle.
Interessanterweise wurden die “Abnützungs”-Bilder früher in Bezug auf die Selbstbefriedigung vermittelt. Man ging quasi von einem bestimmten Vorrat von Samen aus oder von einem bestimmten Guthaben an «Schüssen». Irgendwann würde dieser Vorrat oder das Guthaben dann aufgebraucht sein. Man warnte vor oder von zu viel Selbstbefriedigung, weil Mann dann irgendwann «nicht mehr könne». Ist natürlich auch biologisch gesehen völliger Quatsch, im Gegenteil. Der männliche Körper stellt immer wieder Samen her, wenn dieser «ausgeschossen» ist. Wird kein Same gebraucht, drosselt der Körper die Produktion. Den sogenannten «Samenstau» – ein weiterer Mythos – gibt es also ebenfalls nicht. Mann bekommt keine körperlichen Probleme, wenn er keinen Sex hat. Wenn, dann spielt sich seine Problematik diesbezüglich vor allem im Kopf ab. Auch bei weiblichen Orgasmen nützt sich gar nichts ab, im Gegenteil. Die im Hormoncocktail des Orgasmus enthaltenen Schmerzmittel, Glückshormone und die Kontraktionen beim Orgasmus können beispielsweise Menstruationsbeschwerden und Kopfschmerzen lindern. Was im Orgasmus ebenfalls ausgeschüttet wird, sind die Bindungshormone, was mindestens eine biologische Erklärung dafür ist, dass Sex tatsächlich enger zusammenbindet als andere gemeinsame Erlebnisse.
Was sich beim Sex allenfalls abnützt, sind unsere Motivation dafür, weil uns das Drumherum nicht gut tut oder nicht gefällt. «Nicht gut tun» können uns selbstverständlich wechselnde (Sex-)Partnerschaften oder sexuelles Verhalten, in welchem wir uns emotional nicht «aufgehoben» fühlen und unsere emotionalen Bedürfnisse nicht gestillt werden. Gemachte schlechte sexuelle Erfahrungen beeinträchtigen unser sexuelles Empfinden. Aber das hat in der Regel nichts mit «Sex vor der Ehe» tun, sondern mit der Art und Weise dieser sexuellen Erfahrungen. Es kommt also sehr darauf an, mit wem und unter welchen Umständen Sex und Liebe stattfinden. Ich möchte an dieser Stelle dennoch einmal mehr festhalten, dass wir Teenager tatsächlich dazu motivieren sollten, mit dem Sex zu warten. Das tun wir aber besser nicht mit abschreckenden Bildern, sondern mit Wissensvermittlung zu Sexualität. Denn je mehr Jugendliche über Sex, Emotionen und Beziehungen wissen, desto später haben sie zum ersten Mal Sex.
Mit dem Sex zuzuwarten, dafür gibt es nicht nur für Teenager gute Gründe. Sex setzt die Übernahme von Verantwortung gegenüber sich selbst und dem Liebespartner voraus. Verantwortungsbewusstsein entscheidet darüber, wie Sex stattfindet (Verhütung, respektvoller Umgang usw.). Wir sollten zudem grundsätzlich die Verantwortung übernehmen können für unser eigenes Leben (wirtschaftlich und/oder emotional auf eigenen Beinen stehen) und allenfalls für Leben, welches aus Sex entstehen kann. In der Beziehung selbst sollte man sich auf verschiedenen Ebenen gut Kennenlernen, auf hohem Niveau kommunizieren können, gemeinsame Interessen haben, sich gut verstehen und sich gerne nahe sein. Man sollte zudem unbedingt eine erotische Anziehung verspüren. Fehlt diese, wird es langfristig schwierig mit der Lust auf Sex. Deshalb gehört zu einer Kennenlernphase Küssen, Umarmungen, Kuscheln und Zärtlichkeiten selbstverständlich dazu. Wer von sich behauptet: «Wir haben kein Problem mit Warten!», der sollte ganz genau hinsehen, wie es denn um die körperliche Anziehung tatsächlich bestellt ist. Es kann aber auch sein, dass Sex als logischer Bestandteil einer Beziehung irgendwann einfach dazugehört. Die Verantwortung dafür sollten wir meiner Meinung nach dem (erwachsenen) Paar überlassen. Dazu hast Du bestimmt meine Blogs zum Thema schon gelesen. Wenn nicht, kannst Du das Stichwort «Sex vor der Ehe» hier eingeben: Übersicht alle Blogs.
Herzliche Grüsse - Veronika
Ich habe einen unersättlichen Mann
foto: romi yusardi
foto: romi yusardi
Liebe Veronika
Ich weiss nicht weiter. Mann Mann, 42 und ich, 41 stecken fest. Wir sind 15 Jahre verheiratet, christlich erzogen und aufgewachsen. Seit 2.5 Jahren weiss ich, dass er sich seit der Kindheit mit Selbstbefriedigung und später mit Pornografie beschäftigt. Woher das kommt, wissen wir nicht. Wir sind Umständen wie Isolation und Rückzug in der Kindheit, mangelndem Selbstwert und moralischer Lehre in der Jugend auf der Spur. Er denkt aber, dass diese Dinge nicht seine Sexualität direkt beeinflussen. Er kämpft mit einem guten Umgang seiner Sexualität und ist sehr bemüht, es richtig zu machen. Deine Bücher haben wir gemeinsam gelesen.
Unser Knackpunkt: Am liebsten möchte er täglich Sex – gerne auch mehr. Dabei will er sich begehrt fühlen und ich soll Lust empfinden – nur so kann er den Sex richtig geniessen. Wir verabreden uns fix viermal die Woche (in den Ferien steigt der Anspruch). Ich kann mich darauf einstellen, halte mich bis auf wenige Ausnahmen daran, habe teilweise Orgasmen, kann unsern Sex öfter auch geniessen, doch meistens ist es für mich anstrengend, in Stimmung zu kommen. Danach habe ich nicht das Bedürfnis, "es möglichst bald wieder zu wollen". Der nächste Termin steht zudem ja auch schon fest...
Initiative ergreife ich, weil es so abgemacht ist, nicht aus meinem Bedürfnis heraus. Kuscheln ohne sexuelle Berührung mag ich manchmal, doch weckt es bei ihm sofort das Bedürfnis nach mehr. Uns beschäftigt immer wieder die Frage: Wer ist näher an der Norm, wer muss sich ändern? Wie finden wir einen Konsens, wenn sich sein «Zuwenig» auswirkt auf sein Wohlbefinden, seine allgemeine Motivation und Lebensfreude? Was mache ich mit der Aussicht, dass er eventuell sexsüchtig ist? Er will seine Idealvorstellung nicht loslassen oder reduzieren.
Ich möchte auch meinen Anteil sehen und mich weiter entwickeln. Lustlosigkeit ist sicher ein Thema, ich komme nicht dazu, körperliche Nähe und Sex zu vermissen. Zudem bin ich stark ausgefüllt mit anderen Kontakten, Aufgaben und Beschäftigungen, die mir Freude machen. Ich spüre eine gewisse Co-Abhängigkeit und fühle mich mitverantwortlich dafür, ob er seine Lust mit mir ausleben kann oder zu anderen Lustquellen gezogen wird. Doch je länger wie weniger kann und will ich die Verantwortung tragen. Ich will ein gesundes Mass für unsere Ehe, für unsere schon grösseren Kinder, die fast keine Zeit mit uns am Abend verbringen können. Ich wünsche mir, dass mein Mann seine Bedürfnisse nach Annahme, Entspannung, Sicherheit, Bestätigung auch auf andere Weise (als Sex mit mir) abdeckt. Mit dieser hohen Frequenz und dem hohen Stellenwert möchte ich die Sexualität nicht mehr in unserer Beziehung leben.
Unsere Ressourcen sind, dass wir immer wieder darüber sprechen, zudem allgemein recht viel Zeit miteinander verbringen, erotische Abende planen, auch schon Wochenende zum Thema besuchten, an Ehekursen teilnahmen, um verbunden zu bleiben auf allen Ebenen. Wir wollen wirklich miteinander vorwärts gehen und Gottes Sicht gewinnen, im Gebet danach fragen, doch bisher fehlt uns die Antwort. Wie siehst Du unsere Situation? Was kann uns noch helfen?
Liebe Grüsse - Magda
Liebe Magda
Wenn Euch beiden der Sex an sich und diese wöchentliche Frequenz Spass machen, wäre dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Dann wärt Ihr eines der Paare, die den erwiesenen Durchschnitt von ein- bis zweimal die Woche garantieren, denn es gibt auch sehr viele Paare, die diesen Schnitt deutlich unterschreiten oder sogar überhaupt keinen Sex haben.
Es gibt eine kanadische Studie zum Thema „sexuelle Häufigkeit in Bezug zu sexueller Zufriedenheit“, die besagt, dass einmal die Woche Sex ein Paar zufrieden macht. Weniger macht deutlich unzufrieden. Mehr macht nicht in dem Masse zufriedener, wie sich das derjenige vorstellt, der unbedingt mehr Sex möchte. Im Gegenteil. Nach einem befriedigenden Koitus stellt sich wohlige Eintracht ein. Dieses sexuelle Zufriedenheitsgefühl oder “sexual afterglow” (dt.: sexuelles Nachglühen) hält etwa 48 Stunden an und wirkt auch positiv auf das romantisches Miteinander grundsätzlich. Dieselbe “Afterglow”-Studie kommt handkehrum zu Schluss, dass täglicher Sex sogar unzufrieden mache, weil biologisch gesehen eine Energieverschwendung. Sex ist gut. Viel Sex ist nicht gut. Zu wenig auch nicht.
Es scheint, Du bist die Wellness-Oase Deines Mannes, die ihm hilft, seinen Stress abzubauen. Dass Dir diese Rolle nicht mehr gefällt, solltest Du Deinem Mann in einem konstruktiven Gespräch nochmals ausführen. Ebenso solltest Du zukünftig aushalten können, ihn zeitweilig zu frustrieren und zu enttäuschen. Das gelingt dann, wenn jedes von Euch für seine Sexualität ganz allein die Verantwortung übernimmt. Das könnte zum Beispiel heissen, dass Dein Mann für seine sexuelle Entspannung zwischendurch selbst besorgt ist und Dich (mindestens 48 Stunden) nicht mit einspannt. Findet neue Abmachungen für Eure gemeinsame Paarsexualität.
Euer Konflikt dreht sich wohl weniger um lustvolle Sexualität, als um Pflichterfüllung und vielleicht sogar um Übergriffigkeit. Denn eine aufgezwungene Sexualität ist ein Lustkiller. Wichtig in der Sexualität ist der Satz: „Nur wer NEIN sagen kann, kann auch JA sagen.“ Ich denke, das bedingt auch einen Weg des Umdenkens auf Deiner Seite. Hör auf damit, weiter die ganze Welt, inklusive Deinem Mann, glücklich machen zu wollen/müssen. Das ist wohl der Teil Deiner Kindheit und Vergangenheit. Ich beschreibe in ALLTAGSLUST Themen der Frau, wie “sich selbst ernst nehmen”, “für sich selbst einstehen”.
Sicher ist Eure Analyse in Bezug auf die Kindheit und den sexuellen Lernweg Deines Mann nicht falsch. Männer mit einem starken Bedürfnis nach Sex sollten sich Gedanken darüber machen, welche Funktion Sexualität in ihrem Leben innehat. Sex ist nicht immer gleich einem sexuellen Bedürfnis, sondern kann beinhalten, irgendwelche Sehnsüchte zu stillen, sich selbst zu spüren, seine Männlichkeit zu spüren, den Selbstwert zu bestätigen, die Nähe zum Partner ausschliesslich auf diese Weise erleben zu können oder aber auch einfache Grundbedürfnisse zu stillen, wie Stress abzubauen und zu entspannen. Eine Auseinandersetzung mit diesen Themen könnte Deinem Mann helfen, sich diese Bedürfnisse auch anderweitig und selbst zu stillen. Menschen mit viel Lust sind meist davon überzeugt, ihr Verlangen lasse sich nur durch häufigen Sex stillen. Lust und Erfüllung geschieht aber eher, indem man aufhört, einem «Mehr» hinterherzujagen und stattdessen in ein «Anders» investiert. Es ist ein Problem, wenn Dein Mann denkt, er könne nur glücklich werden, wenn er Sex möglichst häufig ausleben kann. Damit ist er ein Gefangener seiner Wünsche und Bedürfnisse. Es gibt weder ein Recht auf Sex in der Ehe noch darauf, Sex auf eine bestimmte Weise ausleben zu können.
Es wäre schön, Dein Mann liesse sich gewinnen für einen neuen Weg, seine sexuellen Wünsche in die Wahrnehmung seines eigenen Körpers zu investieren und zu sich selbst zu finden. Das neue Männerbuch MÄNNER - Körper. Sex. Gesundheit von Ann-Marlene Henning kann ich Euch als gemeinsame Lektüre sehr empfehlen. Eine weitere Lektüre, sich mit dem eigenen Männerbild auseinanderzusetzen ist das Buch MÄNNLICHKEIT LEBEN - die Stärkung des Maskulinen von Bjørn Thorsten Leimbach.
Dir persönlich wünsche ich, dass Du in eine entspanntere lustvollere Sexualität kommst, zu der Du Dich nicht nur Deinem Mann zuliebe einlässt, sondern Dir darin eigene Wünsche und Bedürfnisse stillst. Wie das geht, findest Du ja in meinen Büchern (Stichworte: Beckenboden, Loslassen, Beckenschaukel, Lust wecken, Lust erleben etc.).
Herzliche Grüsse - Veronika
Ähnlicher Blog: Dreimal Sex die Woche und immer noch unzufrieden
Und hier ein weiterer Link zu Sexsucht von Peter Gehrig
DARF ICH EIN EIGENES SCHLAFZIMMER WOLLEN?
ein katzenbild - echt jetzt?
ein katzenbild - echt jetzt?
Liebe Veronika
Ich habe lange Jahre alleine gelebt. Nun, da ich in einer schönen Liebesbeziehung bin, macht mir das Schlafen im gemeinsamen Zimmer erhebliche Probleme. Ich kann neben meinem Mann nicht gut schlafen, werde immer mal wieder wach, weil er etwas lauter atmet und sich bewegt. Ich bin extrem empfindlich und hatte auch schon Schlafstörungen. Ich möchte meinem Mann das Gefühl der Geborgenheit nicht nehmen, er schätzt das sehr. Trotzdem bewegt mich die Frage, ob ein Ausweichzimmer okay sein könnte oder dann die Beziehung leidet? Ich möchte nicht kompliziert tun, aber ich brauche meinen Schlaf und gleichzeitig will ich ihn nicht verletzen. Kann ich mich daran gewöhnen, nicht mehr alleine zu schlafen? Darf ich ein eigenes Schlafzimmer wollen??????
Liebe Grüsse - Berna, 46 Jahre
Liebe Berna
Ja, Du darfst. Wer wie Du schon einige Jahre auf dem Buckel hat und lange Jahre alleine lebte, der kann eventuell tatsächlich nicht einfach jemanden neben sich im Bett schlafen haben. Vielleicht muss man das ja auch nicht. Ich würde Dir sehr Mut machen, das getrennte Schlafzimmer anzustreben. Viele Paare entscheiden sich in Deinem Alter und nach der Kinderphase dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass Du zu den (hoch)sensiblen Menschen gehörst. Wenn dem so ist, wirst Du Dich eher nicht einfach daran gewöhnen, sondern Du wirst mehr und mehr leiden. Du wirst um Deinen Schlaf kommen und gereizt oder unzufrieden werden, im schlimmsten Fall Dich innerlich aus der Beziehung zurückziehen. Also nein, Du musst Dich nicht daran gewöhnen, sondern in aller Ruhe mit Deinem Partner die Situation besprechen und ihm Deine Beweggründe und Bedürfnisse ausführen, er wird sie bestimmt verstehen (lernen).
Getrennte Schlafzimmer müssen für die Liebesbeziehung überhaupt nicht schädlich sein, im Gegenteil. Reifere Paare wählen manchmal sogar getrennte Wohnungen, sofern sie sich diese Möglichkeit finanziell leisten können. Auf jeden Fall würde ich mir zwei grosse Betten gönnen. Sexualität und Nähe müssen auf diese Weise zwar mehr „organisiert“ werden, aber das müssen sie im Laufe einer Beziehung eh. Eine gewissen Distanz kann eine Beziehung sogar beleben und interessanter machen. Geborgenheit lässt sich auf vielfältigste Weise vermitteln, auch zu Wachzeiten. Das bestimmt Euer allgemeiner wertschätzender und liebevoller Umgang. Für die körperliche Nähe könntet Ihr je nach Bedürfnis gemeinsam in eines Eurer Betten gehen, kuscheln, zärtlich sein, zusammen reden, vielleicht Sex haben, und dann, wenn der eine eingeschlafen ist oder wieder mehr Freiraum braucht, ins andere Bett wechseln. Oder wenn man morgens früh erwacht, kann man beim anderen nochmals ins Bett reinschlüpfen – oder aber auch nicht, wenn man dann lieber alleine ist. Sicher muss ein Paar mit einer solchen Lösung immer mal wieder darüber sprechen und sich gezielt verabreden.
In diesem Sinn - viel Freude an der erotischen Spannung von Nähe und Distanz - herzlich - Veronika
WIR LIEBEN DIE GEMISCHTE SAUNA
foto: audrey-fretz
foto: audrey-fretz
Hallo Veronika
Vielen Dank für Deinen Blog, den ich regelmässig lese, und auch für Deine beiden Bücher. Sie spiegeln viele Entwicklungen wieder, die wir als Paar in den letzten fünfzehn Jahren in unserer Ehe zum Thema Sexualität machten und die uns zu einem sehr erfüllten Eheleben geführt haben. Ausgerechnet das Thema Sauna war bei uns dafür Auslöser. Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich zum BLOG-Beitrag ÄRGERNIS GEMISCHTE SAUNA gerne als Mann Stellung nehmen. Vielleicht kann das ja für andere eine Hilfe sein.
Liebe Grüsse Herbert, 57 Jahre, 30 Jahre verheiratet
Gerne veröffentliche ich hiermit Herberts Beitrag zum Saunathema:
Da das Thema gemischte Sauna für die Ratsuchende im Blog ein grosses Problem darstellt, möchte ich als leidenschaftlicher Saunagänger gerne Stellung dazu nehmen. Nachdem ich die Frage las, kam mir spontan der Gedanke: "Geh doch mit Deinem Mann in die Sauna, Du würdest Deinem Mann eine große Freude machen! Es könnte doch sogar sein, dass Du die Leidenschaft Deines Mannes für Dich wieder stärken kannst. Sein Motiv ist vermutlich gar nicht, Kontakt zu anderen Frauen herzustellen."
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, es ist das Schönste, mit der eigenen Frau die Sauna zu besuchen. Schöner als mit einem Freund, mit dem ich auch ab und zu hingehe. Ich kenne mehrere Männer in meiner Gemeinde, die mich darum beneiden, dass meine Frau mit mir die Sauna aufsucht. Dass es dazu kam, war ein längerer Prozess, der viel in unserem Eheleben bewirkte. Der Auftakt ist fünzehn Jahre her, als meine Frau im Zusammenhang mit einem Schwimmbadbesuch zu einem Saunagang mit Aufguss einwilligte. Ich habe es sehr genossen. Und meine Frau hat sich nach und nach auch an die Nacktheit gewöhnt und zudem festgestellt, dass sich unsere Saunabesuche positiv auf unser Miteinander auswirkten.
Gemeinsame Gespräche brachten unsere versteckten Schamvorstellungen aus unserer Erziehung und Kindheit zu Tage, welche uns hemmten. Endlich konnte ich in der Folge den Anblick meiner nackten Frau beim ganz normalen morgendlichen Anziehen oder beim Duschen ohne Schuldgefühle geniessen. Und je mehr ich meine Frau anschaute, desto begehrenswerter und schöner wurde sie für mich. Für meine Frau war das auch etwas Schönes, denn es verstärkte die Selbstannahme ihres Körpers und dadurch bekam sie einen viel selbstbewussteren Umgang mit sich und ebenfalls in der Sauna. Das "öffentliche" Nacktsein machte uns auch offener in der Beziehung. Wir zeigten uns nicht nur körperlich einfacher voreinander, sondern auch seelisch. Das führte bei uns nach fünfzehn Jahren Ehe zu einer ganz neuen Vertrautheit und Verliebtheit.
Nach und nach wurde der Saunagang am Freitag zu unserem Eheabend, an dem wir uns über die vergangene Woche austauschten, das kommende Wochenende besprachen und unsere Zweisamkeit genossen. Für mich ist der Anblick der anderen nackten Frauen ebenfalls ein schöner Anblick, das weiss meine Frau, aber eher im Sinne einer schönen Landschaft, die einen erfreut. Der Anblick meiner Frau dagegen hat durchaus erotische Auswirkungen, was auch nach dem Saunieren zu einem lustvollen weiteren Abend führen kann.
Unsere gemeinsamen Saunagänge und auch generell unser freierer Umgang mit Sexualität haben mich nebenbei auch von meiner heimlichen Pornoanfälligkeit befreit. Ich denke, da wurde ein bei mir bestehendes Bedürfnis nun auf andere Weise gestillt und bezieht sich nun auf meine Frau. Deshalb also - nur Mut zur Nacktheit und zur Sauna!