CHURCH GOES SEXY
FREE ONLINE CVJM-MAGAZIN HOTLINE
“Lasst uns mal über die Schönheit der Sexualität reden”, schreibt Samuel Hartmann in der Einleitung der HOTLINE, dem CVJM-Magazin Württemberg. Er beschreibt die Erfahrung, die sie als CVJM Gruppe mit einem Männeranlass zum Thema Sex machten und die Reaktionen darauf, welche sich zwischen “super Thema, voll interessant” und “warum muss jetzt auch noch die Kirche solche billigen Klischees bedienen und unbedingt über Sex reden” bewegten.
“Es war ganz und gar nicht billig, als wir an diesem Abend darauf hörten, was die Bibel zum Thema Sexualität sagen kann”, schreibt Hartmann. “Viele der Teilnehmer waren ganz erstaunt, wie positiv das ist, was in der Bibel zum Thema Sexualität zum Vorschein kommt. Manche Männer haben mir hinterher bestätigt, dass sie noch nie über dieses Thema nachgedacht haben. Und mir wurde klar, dass wir vielleicht gerade in unseren christlichen Kreisen die Sexualität zu oft tabuisieren oder sehr angstbesetzt darüber reden.”
Nun hat der CVJM Württemberg ein Themenheft zur Schönheit der Sexualität herausgegeben, das sowohl Online gelesen als auch für die Kirche bestellt werden kann. Super gut - super schön! Ich durfte Teil davon sein.
DAS GEPRÜGELTE JESUSKIND
Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.
nach Matthäus 25, 40+45 - Zürcher Bibel
Liebe Veronika
Ich schreibe Dir, weil mich interessiert, was Du über alte Erziehungsnormen denkst. Vielleicht wundert es Dich, dass ein über siebzigjähriger Mann noch nicht darüber hinweg ist.
Folgendes ist geschehen. Ich suchte diese Woche nach einem Bild vom Maler Max Hunziker. Er malte einige Kirchenfenster in der Schweiz und auch sonst eindrückliche Bilder. Nun stolperte ich rein zufällig über das Bild «Familienszene». Max Hunziker war der jüngste von 12 Kindern und hat wahrscheinlich solche Szenen öfters erlebt zu seiner Zeit.
Jedenfalls löste das Bild bei mir eine starke Gefühlswallung aus. Meine Gefühle gingen buchstäblich in die Hosen. Scham und sexuelle Erregung überfielen mich unwillkürlich. Es war ein mir zu bekanntes Bild. Ich fühlte mich wie auf Glatteis. Auf unserem Bauernhof stand eine grosse Birke welche immer wieder neue Ruten lieferte, die wir irgendwann auf dem nackten Po zu spüren bekamen. Die frommen Eltern glaubten, den Sprüchen Salomos wörtlich folgen zu müssen. Oft war es eigentlich einfach ein ungezügelter Zorn, den sie an uns ausliessen.
Der Schmerz war jeweils heftig, aber er dauerte wenigstens nicht allzu lange an. Die Scham dagegen blieb ein ganzes Leben und meldete sich, sobald irgendein Anlass die Erinnerung wachrief. Das Erlebte überlagerte sogar den Sexualverkehr mit meiner Frau. Wenn ich manchmal nicht zum Orgasmus kam, brauchte ich nur an den damaligen Schmerz auf dem Po zu denken. Ich empfand mich in der Folge dann als abartig. Man spricht über so etwas nicht gern mit seiner Frau. Man legt das schambeladene Problem auch kaum einem Seelsorger vor. Auf Papier lässt es sich besser ausdrücken.
Angesichts meiner Jugenderinnerungen verwundert es mich nicht, dass einige Staaten regulierend per Gesetz Prügeln verbieten. Eltern mit Gewaltproblemen müssten unbedingt Hilfe suchen, welche heute auch angeboten wird. Es würde mich freuen, wenn ich Deine Gedanken dazu erfahren kann.
Grüsse - William
Lieber William
Mir ist das Herz gestockt beim Lesen Deiner Zeilen. Ich weiss um das Leid vieler Menschen, die in der Kindheit geschlagen wurden und um die Auswirkungen auf deren Sexualität. Leider viel zu lange wurde die Prügelstrafe als “Erziehungsmethode” biblisch gerechtfertigt. Und wie Du richtig erkannt hast, vor allem um eigene Wut, Jähzorn, Kontrollverlust, Hilflosigkeit und Ohnmacht zu legitimieren. Erziehungsversagen biblisch begründet in Familien und Heimen über Jahrhunderte. Erhellende Zeitdokumente dazu sind Filme wie DAS WEISSE BAND, DER VERDINGBUB oder auch DIE UNBARMHERZIGEN SCHWESTERN. Und nein - die Prügelstrafe ist leider noch immer nicht verbannt aus dem christlichen Erziehungswerkzeugkoffer und auch nicht die Beschämung. Da hilft es nicht, auf die schlagende Kochkelle “Jesus liebt Dich” draufzuschreiben. Denn mit Jesus können wir die Schläge definitiv nicht rechtfertigen.
Gerade Gewalt und Sexualität können sich in einer unheilvollen Kombination verbinden. In der Lust zu quälen und folglich auch in der Lust, gequält zu werden. Dass sich deshalb Schmerz und Lust in der Sexualität von Geschlagenen verbinden können, ist nur logisch. Gewaltfantasien, Machtansprüche und sexuelle Lust als Motivation zum Quälen verbinden sich in der Wortschöpfung “Machtgelüste”. Sexualverbrechen sind einerseits oft nicht durch sexuelle Bedürfnisse motiviert, sondern durch Dominanz- und Unterwerfungsfantasien. Am deutlichsten belegt durch Kriegsvergewaltigungen. Doch andererseits wird durch körperliche Gewaltanwendung ebenso sexuelle Lustbefriedigung gewonnen. Sexuelle Befriedigung, gestillt aus der Lust, zu beherrschen und Schmerz zuzufügen. Forschen wir noch weiter in den Tiefen der Seele der Menschen, kann man schliesslich sogar die steile Behauptung aufstellen, dass sich die Körperstrafen in religiösen (christlichen) Lebenswelten vor allem da hartnäckig halten, wo die eigenen sexuellen Bedürfnisse und überhaupt die Sexualität nach wie vor unterdrückt und tabuisiert werden.
Die Häufigkeit von Körperstrafen generell sowie im Zusammenhang von Religiosität belegen sowohl eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) von 2017, eine von 2019 der Universität Freiburg zum «Bestrafungsverhalten von Eltern in der Schweiz», als auch das kürzlich erschienene Buch vom deutschen Kriminologen Christian Pfeiffer mit dem Titel GEGEN DIE GEWALT: WARUM LIEBE UND GERECHTIGKEIT UNSERE BESTEN WAFFEN SIND. Betroffen sind vor allem Kinder aus prekären (unstabilen) Verhältnissen, aus Familien mit Migrationshintergrund und aus religiösen Familien. Pfeiffer sagt in einem Interview mit dem Deutschlandfunk zu Religion und Gewaltbereitschaft: “Je gläubiger die Eltern, desto mehr schlagen sie zu.”
Der Buchtitel von Pfeiffer sollte uns Christen zu denken geben. Liebe und Gerechtigkeit sind die Säulen des Evangeliums. Wie konnten wir zulassen, dass aus Gottes Frohbotschaft eine Drohbotschaft wurde?! Speziell in der Kindererziehung und der Sexualerziehung. Weshalb lassen wir uns in diesen Bereichen nichts sagen? Gerade Pädagogik und sexuelle Entwicklung sind sehr gut erforscht. Wir können heute wissen, was guttut und was nicht. Wir können in der Erziehung von Kindern ebenso Schlechtes tun und Gutes unterlassen, wie Gutes tun und Schlechtes unterlassen. Es gibt Tatsünden und Unterlassungssünden. Die eingangs zitierten Worte von Jesus ernst genommen, bedeuten nichts weniger, als dass wir Ihn schlagen, wenn wir unsere Kinder schlagen. In seinem Urteil darüber ist Jesus ziemlich drastisch: Wer einen dieser Geringen, die glauben, zu Fall bringt, für den wäre es weit besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde. Markus 9, 42
In regelmässigen Abständen geraten Christen wegen ihrer Auffassung zur Körperstrafe in die Kritik, entweder weil sie sie anwenden oder sich nicht explizit davon distanzieren mögen. Besonders in der Kritik stehen auch entsprechende Elternratgeber. So in der Schweiz 2013, als die Infosekta eine Studie erstellte zum Erziehungsverständnis in evangelikalen Erziehungsratgebern und -kursen. Ich war damals neben meiner Beratungstätigkeit immer noch mit in der Leitungsverantwortung der Sozialpädagogischen Stiftung, die mein Mann führt. In dieser Funktion verfasste ich mehrere pädagogische Konzepte. Wir nahmen damals die Studie der Infosekta zum Anlass, die Ergebnisse auszuwerten, zusammenzufassen, in den Zusammenhang mit Aussagen zu unterschiedlichem Bibelverständnis und christlicher Erziehung zu bringen und mit der Mitarbeiterschaft zu diskutieren. Es entstand ein Essay mit losen zusammengetragenen Statements und Fakten. Dieses Dokument stelle ich hier gerne zur Verfügung:
Christliche Erziehung - ein Erklärungsversuch
von Veronika und Andreas Schmidt
Da, wo Körperstrafe per Gesetz verboten ist, nimmt körperliche Züchtigung erwiesenermassen ab. Die Schweiz hat zwar Anfang 1997 das UNO-Übereinkommen über die Rechte des Kindes ratifiziert, aber bis heute keine Gesetze erlassen, welche die Körperstrafe explizit verbieten. Der Kinderschutz Schweiz schreibt deshalb unter seiner Rubrik “Gewaltfreie Erziehung”: Obwohl sich viele Eltern und Bezugspersonen von Kindern des Rechtes der Kinder auf gewaltfreie Erziehung bewusst sind, ist Gewalt an Kindern in der Schweiz noch immer ein verbreitetes gesellschaftliches Problem. In der schweizerischen Gesetzgebung ist das Recht auf gewaltfreie Erziehung nur ungenügend umgesetzt. Dies führt immer wieder dazu, dass die Schweiz von internationalen Gremien wie dem UNO-Kinderrechtsausschuss gerügt wird.
Ich wünsche Dir, lieber William, dass Du Menschen und Wege findest, Die Dir auf Deinem Weg des Darüber Hinwegkommens liebevoll und gerecht zur Seite stehen.
Herzlich - Veronika
Jesus sagt:
Wenn jemand der Erste sein will, dann soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er nahm ein Kind, stellte es in die Mitte, schloss es in die Arme und sagte zu ihnen: Wer in meinem Namen ein Kind aufnimmt wie dieses, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Markus 9, 35-37 - Zürcher Bibel
Buchtipps:
Andreas Altmann. Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend. Piper. 2011
Eine Geschichte aus der beschaulichen deutschen Provinz voller Misshandlungen, Demütigungen, bigotter, tätlicher Pfarrer und verkappter Nazis. Andreas Altmann erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Und wie am Ende aus einem Opfer ein freier Mensch wird.Tilmann Röhrig. Thoms Bericht. Piper. 2012
Thom ist gerade vierzehn, als er eine weitreichende Entscheidung trifft. Ein für alle Mal will er sich lossagen von seiner Familie. Von dem tyrannischen Vater, einem autoritären Kirchenmann, der Gott liebt, aber seine eigenen Kinder straft. In seinem schonungslosen Bericht deckt Thom die Lügen und die Scheinmoral der Erwachsenen auf. Ein wertvolles und zeitloses Buch, in dem Tilman Röhrig die seelischen Nöte eines Jugendlichen kunstvoll in authentische Worte kleidet.
ENDLICH GLEICH! - EINE WEIHNACHTSBOTSCHAFT?
Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt, um den Elenden frohe Botschaft zu bringen, er hat mich gesandt, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um Freilassung auszurufen für die Gefangenen und Befreiung für die Gefesselten.
Jesaja 61,1 Zürcher Bibel
Endlich gleich! ist eine Weihnachtsbotschaft,
weil eine Versöhnungsbotschaft.
Lasst uns die jahrhundertelangen Machtspiele zwischen Frau und Mann beenden. Wir sind ihrer längst müde geworden. Nur gemeinsam können wir den Schöpfungsauftrag erfüllen und miteinander und mit Gott versöhnt leben. Lassen wir es doch zur selbstverständlichen Tatsache werden, dass Gott keinen Unterschied macht zwischen Frau und Mann. Lasst es uns vorbehaltlos leben, dass Gott schon immer mit Frauen und Männern rechnete. Durch eine Frau hat Gott entschieden, in die Welt zu kommen. Gemeinsam mit Frauen ist er in Jesus durch diese Welt gezogen. Frauen waren die letzten am Kreuz, legten Jesus ins Grab und waren die ersten, denen der auferstandene Jesus begegnete. Gott hat nie einen Unterschied gemacht. Das ist eine Weihnachtsbotschaft!
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Heilsames Menschenbild
Rezension von Susanne Tobies, AUFATMEN 4/2019
Ja, eine klare und deutliche Sprache spricht die Autorin, schmerzliche und entlarvende Sachverhalte bringt sie ans Licht. Jahrhunderte alte, eingeschliffene Ungleichheiten und Verletzungen in der Geschlechterfrage werden beim Namen genannt, Schuld auf beiden Seiten identifiziert. Aber: Schmidt vertritt ein heilsames, ein biblisches, ja, ein göttliches Ziel: die Versöhnung zwischen Mann und Frau, Gerechtigkeit, eine gesunde Identität von jeweils Frau und Mann und ein Zusammenwirken der Geschlechter in Frieden, mit gegenseitiger Wertschätzung, auf Augenhöhe und nach Gabenprofil - privat und im kirchlichen Setting. Dafür muss sie mit Vorurteilen, Missverständnissen, Falschinterpretationen von Bibelstellen, Manipulationen und Machtmissbrauch aufräumen - und das tut sie sowohl sachlich mit wissenschaftlicher Akribie als auch mit Leidenschaft. Ich wünsche dem Buch viele Leserinnen und Leser, damit “wir als Frauen und Männer gemeinsam Felder so bestellen, dass darauf in Zukunft die von Gott von Anfang an gedachte bedingungslose Gleichberechtigung zum Segen der Erde gelebt werden kann”.
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Eine Leserinnenstimme dazu:
Erstmals in meinem Leben bestellte ich ein Buch in achtfacher Ausführung, ohne es vorher gelesen zu haben. Die Dringlichkeit der Thematik und die persönliche Betroffenheit führten zu diesem doch recht mutigen Einkauf. Gestern wurden die Bücher geliefert und heute wurde gelesen. Der Alltag wurde beiseite geschoben, den Verpflichtungen nur minimal nachgegangen, die Fesseln deines Buches waren stärker als das aufkommende "Ich sollte noch..." Es hat sich mehr als gelohnt, den Tag mit Lesen zu verbringen. Ich danke Dir für deine Zeilen.
Vor rund einem Monat meldete ich mich bei meiner Gemeindeleitung, um mein Anliegen der Gleichstellung der Frau in der Gemeindeleitung vorzubringen. Trotz anfänglicher Skepsis und minimaler Gesprächsbereitschaft der Ältesten, konnte ich meine Anliegen an Mann bringen.
In Deinem Buch habe ich meine eigenen Worte wiedererkannt. Das tut so gut. Danke!
Ich wünsche Dir eine gute Weihnachtszeit
Endlich gleich | Leben ohne Rollenklischees | #GottseiDank | ERF Deutschland
Wie man schambefreit leben und lieben lernt - das Evangelium richtig angewendet
Interview mit Veronika Schmidt - Magazin Amen,
Wie man schambefreit leben und lieben lernt. Das Evangelium richtig angewendet, führt zur Gesundung der Menschlichen Persönlichkeit, einschliesslich der Sexualität.