Liebe Veronika
Ich habe lange Jahre alleine gelebt. Nun, da ich in einer schönen Liebesbeziehung bin, macht mir das Schlafen im gemeinsamen Zimmer erhebliche Probleme. Ich kann neben meinem Mann nicht gut schlafen, werde immer mal wieder wach, weil er etwas lauter atmet und sich bewegt. Ich bin extrem empfindlich und hatte auch schon Schlafstörungen. Ich möchte meinem Mann das Gefühl der Geborgenheit nicht nehmen, er schätzt das sehr. Trotzdem bewegt mich die Frage, ob ein Ausweichzimmer okay sein könnte oder dann die Beziehung leidet? Ich möchte nicht kompliziert tun, aber ich brauche meinen Schlaf und gleichzeitig will ich ihn nicht verletzen. Kann ich mich daran gewöhnen, nicht mehr alleine zu schlafen? Darf ich ein eigenes Schlafzimmer wollen??????
Liebe Grüsse - Berna, 46 Jahre
Liebe Berna
Ja, Du darfst. Wer wie Du schon einige Jahre auf dem Buckel hat und lange Jahre alleine lebte, der kann eventuell tatsächlich nicht einfach jemanden neben sich im Bett schlafen haben. Vielleicht muss man das ja auch nicht. Ich würde Dir sehr Mut machen, das getrennte Schlafzimmer anzustreben. Viele Paare entscheiden sich in Deinem Alter und nach der Kinderphase dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass Du zu den (hoch)sensiblen Menschen gehörst. Wenn dem so ist, wirst Du Dich eher nicht einfach daran gewöhnen, sondern Du wirst mehr und mehr leiden. Du wirst um Deinen Schlaf kommen und gereizt oder unzufrieden werden, im schlimmsten Fall Dich innerlich aus der Beziehung zurückziehen. Also nein, Du musst Dich nicht daran gewöhnen, sondern in aller Ruhe mit Deinem Partner die Situation besprechen und ihm Deine Beweggründe und Bedürfnisse ausführen, er wird sie bestimmt verstehen (lernen).
Getrennte Schlafzimmer müssen für die Liebesbeziehung überhaupt nicht schädlich sein, im Gegenteil. Reifere Paare wählen manchmal sogar getrennte Wohnungen, sofern sie sich diese Möglichkeit finanziell leisten können. Auf jeden Fall würde ich mir zwei grosse Betten gönnen. Sexualität und Nähe müssen auf diese Weise zwar mehr „organisiert“ werden, aber das müssen sie im Laufe einer Beziehung eh. Eine gewissen Distanz kann eine Beziehung sogar beleben und interessanter machen. Geborgenheit lässt sich auf vielfältigste Weise vermitteln, auch zu Wachzeiten. Das bestimmt Euer allgemeiner wertschätzender und liebevoller Umgang. Für die körperliche Nähe könntet Ihr je nach Bedürfnis gemeinsam in eines Eurer Betten gehen, kuscheln, zärtlich sein, zusammen reden, vielleicht Sex haben, und dann, wenn der eine eingeschlafen ist oder wieder mehr Freiraum braucht, ins andere Bett wechseln. Oder wenn man morgens früh erwacht, kann man beim anderen nochmals ins Bett reinschlüpfen – oder aber auch nicht, wenn man dann lieber alleine ist. Sicher muss ein Paar mit einer solchen Lösung immer mal wieder darüber sprechen und sich gezielt verabreden.
In diesem Sinn - viel Freude an der erotischen Spannung von Nähe und Distanz - herzlich - Veronika